Ex-Obdachloser hat endlich wieder Biss
Sein Leben hat der ehemalige Obdachlose bereits in den Griff bekommen. Jetzt wurde seine Mühe mit neuen Zähnen gekrönt.
MÜNCHEN Gestern hat er um 7Uhr in der Früh seine letzte Zigarette geraucht, die halb volle Schachtel und seine Feuerzeuge in den Müll geworfen. Den neuen Lebensabschnitt will der ehemalige Obdachlose Udo Biesewski richtig beginnen.
Dreieinhalb Stunden operierten die Zahnärzte Hannes Wachtel und Wolfgang Bolz, entfernten seine alten, kaputten Zähne und ersetzen sie. Unten hatte Biesewski noch fünf schadhafte Zähne, oben trug er ein schlecht sitzendes Gebiss. Lächeln, lachen oder einen Apfel essen – für den 48-Jährigen ein Ding der Unmöglichkeit. Doch der Thüringer ist Stehaufmännchen.
Vor zwanzig Jahren war’s, als er seine Lebensgefährtin und ihr ungeborenes Baby bei einem Autounfall verloren hatte. Er selbst stürzte daraufhin ab, wurde obdachlos und ertränkte seinen Kummer im Alkohol.
Durch seinen starken Willen ist er seit nunmehr neun Jahren trocken. Biesewski arbeitet für die Straßenzeitung „Biss”, hat einen festen Wohnsitz und engagiert sich als Suchthelfer.
Doch die Jahre im Alkoholsumpf sind nicht spurlos an ihm vorbeigegangen: Er hat Rheuma, ist lungenkrank – und hatte ruinierte Zähne.
Er ist bereits der zweite „Biss”-Verkäufer, der von der Zahnklinik BolzWachtel ein neues Gebiss bekommt. Umsonst. Normal kostet das fast 30000Euro. Am kommenden Samstag informiert die Zahnklinik in der Richard-Strauss-Straße 69 von 10 bis 15 Uhr gratis über Zahnimplantate.
Am gestrigen Mittag biss Biesewski endlich wieder einmal in einen Apfel. Seit vier Jahren hat er das nicht mehr gemacht.
Sein neues Gebiss ist jetzt fest verschraubt, dreimal im Jahr muss der Zahnersatz kontrolliert werden. Biesewski will am Freitag in Solln auf dem Markt „Biss”-Zeitungen verkaufen.
Mit einem strahlenden Lächeln.
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