Ex-Hochschul-Chef: Mini-Frieden vor Gericht
München - Der ehemalige Präsident der Musikhochschule Siegfried M. (63) ist im Mai wegen sexueller Nötigung zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren und neun Monaten verurteilt worden. Zu Unrecht, wie der bekannte Pianist sagt. Die Revision läuft noch und bis zur Rechtskraft des Urteils gilt Siegfried M. als unschuldig.
Rund um dieses Verfahren sind an der Hochschule und in der Musikszene weitere Konflikte aufgebrochen. Der Musik-Professor hat Fürsprecher gefunden, aber auch Kritiker. Zu seinen größten Unterstützern gehört seine Ehefrau (51), ebenfalls eine erfolgreiche Musikerin. Sie glaubt weiter an die Unschuld ihres Mannes. Zu den größten Kritikern gehört ein Ex-Kollege. Den hat die 51-Jährige in E-Mails und Blogbeiträgen scharf attackiert.
Dabei soll sie zu weit gegangen sein. Sie warf ihm vor, er stecke hinter den Strafanzeigen gegen ihren Mann, könne aber selber die Hände nicht bei sich halten, wie ihr kolportiert wurde. Außerdem habe er Siegfried M. gedroht. Der attackierte Kollege klagte. Deshalb sitzt M. am Freitag auf einer Sitzbank vor dem Gerichtssaal im Justizpalast. Er könnte als Zeuge gefragt sein.
Doch dazu kommt es nicht. Die Aussage einer anderen Zeugin weckt bei den Richtern den Eindruck, dass sich die 51-Jährige mit ihren Beiträgen zumindest teilweise auf zu dünnem Eis bewegt. Sie schlagen einen Vergleich vor, der zustande kommt. Drei der vier Aussagen werden von der Beklagten nicht mehr geäußert.
Im Gegenzug bekundet der Kläger, dass er auf eine strafrechtliche Verfolgung verzichtet. Jemand nennt das im Prozess treffend einen "Mini-Frieden". Denn der große Kampf um die Reputation des Professors geht weiter.
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