Was kostet die Kugel? Preisvergleich in den Münchner Eisdielen

Die Eiskugel wird Jahr um Jahr teurer. Die AZ hat Münchner Eisdielen gefragt, wie viel ihr Eis kostet und warum der Preis jährlich steigt.
von  David Gartner
Benjamin Lun ist der Filialleiter der Eisdiele „Sarcletti“ am Rotkreuzplatz. Das seit 1921 bestehende Lokal ist stets gut besucht. Hier wird selbstgemachtes Eis für 2 Euro pro Kugel angeboten.
Benjamin Lun ist der Filialleiter der Eisdiele „Sarcletti“ am Rotkreuzplatz. Das seit 1921 bestehende Lokal ist stets gut besucht. Hier wird selbstgemachtes Eis für 2 Euro pro Kugel angeboten. © Bernd Wackerbauer

München - Frühling, Sonne, Wochenende. Was liegt näher als der Gang zur nächstgelegenen Eisdiele? Doch jedes Jahr derselbe Schreck: Wieder ist die Kugel teurer geworden! Ältere Semester erinnern sich freudig: In den Achtzigern kostete eine Kugel Eis im Durchschnitt noch 30 Pfennig. Laut einer Berechnung des Radiosenders Antenne Bayern gibt es 2025 in Oberbayern den Durchschnittspreis von 2,15 Euro pro Kugel. Und wie steht es um die Münchner Eisdielen? Die AZ hat sich umgesehen.

Münchner Eisdiele: "Mit 2,60 Euro pro Kugel kein Spitzenreiter"

Zwischen Pinakothek und Schellingstraße steht Jonas Bissinger (40) hinter der hohen Theke einer Eisdiele. Er ist Leiter der Ballabeni-Filiale in der Türkenstraße. Es ist früh an einem Montagvormittag und draußen warten nicht wenige auf ihr Eis. Ein Absperrpfosten sorgt für den geregelten Zu- und Abgang aus dem Lokal. Die Kugel Eis kostet hier 2,60 Euro, erzählt Bissinger, doch damit sei man "kein Spitzenreiter in der Stadt". Damit hat er Recht. Das Eislokal Jessas etwa, mitten im Glockenbachviertel an der Klenzestraße gelegen, verlangt für die Kugel 10 Cent mehr.

Letztes Jahr habe die Kugel im Ballabeni noch 20 Cent weniger gekostet, doch die gestiegenen Preise machen auch den Eisdielen zu schaffen, berichtet Filialleiter Bissinger. Zudem liege bei Ballabeni "der Fokus auf Qualität". Dabei wolle man keine Abstriche machen. Der Preis einer Kugel Eis sei "keine willkürliche Entscheidung", sondern entsteht zwangsläufig aus steigenden Kosten, steht in einer aktuellen Pressemitteilung von Uniteis. Das ist die Union der italienischen Speiseeishersteller in Deutschland.

Die Kugel Eis: Von 30 Pfennig auf 2 Euro 

Der Verband nennt mehrere Faktoren für die Preisentwicklung: Personalkosten, Kosten für Zutaten wie Milch, Sahne und Früchten, aber auch Kosten für die energieintensive Kühlung seien Preistreiber. Uniteis berichtet von "kleinen Betrieben", die versucht hätten, ihre Preise beizubehalten – und dabei pleite gingen. Die Preisrallye bei der Eiskugel lässt sich in München auch an einem traditionsreichen Ort ablesen: dem Stammlokal des Monaco Franze. Das ist das Café Münchner Freiheit. Das bot 1983, also zur Zeit der Fernsehserie, die Kugel Eis geschätzt für etwa 30 Pfennig an. Heute zahlt man hier 2 Euro.

Wo schon der Monaco Franze sein Eis genossen hat: Das „Café Münchner Freiheit“. Die Kugel Eis gibt’s hier für 2 Euro.
Wo schon der Monaco Franze sein Eis genossen hat: Das „Café Münchner Freiheit“. Die Kugel Eis gibt’s hier für 2 Euro. © Daniel von Loeper

Die Konditorei Münchner Freiheit, die das gleichnamige Café betreibt, hat 2022 auch das ebenso sehr traditionsreiche Eiscafé Sarcletti am Rotkreuzplatz übernommen. Auch diese Eisdiele hat die Preise angehoben – um 10 Cent im Vergleich zu letztem Jahr. Doch mit 2 Euro pro Kugel ist der Preis hier noch moderat. Außerdem gibt es hier einen Staffelpreis: Wer mehrere Kugeln kauft, bekommt Rabatt. Das Sarcletti, das seit 1921 (!) Eis verkauft, biete "weit über 100 Sorten" an, so Filialleiter Benjamin Lun (36).

Das Sarcletti: Eiscafé mit Tradition

Trotzdem findet man hier keine Trendsorten. "Trends interessieren uns nicht, wir setzen die selber", erzählt Lun und lacht. Das soll einst einer der früheren Sarcletti-Betreiber gesagt haben. Im Keller des Lokals wird bis heute das Speiseeis selbst hergestellt. Vergangenes Jahr war eine der beliebtesten Sorten das Piña-Colada-Eis. Einer der Eismacher des Sarcletti habe damals zu Lun gesagt, "das hatten wir doch schon vor 35 Jahren". Das Geschäft mit den Trendsorten sei ein schnelllebiges, erzählt Lun. Und etwa ein Dubai-Schokoladen-Eis anzubieten, verbiete sich allein schon wegen des Preises.

Wichtig ist dem Filialleiter Benjamin Lun allerdings, auch veganes Eis anzubieten. Und es gibt auch glutenfreie Waffeln im Sortiment. Lun findet: "Es ist einfach toll, wenn Kinder ganz ungläubig ihre Mama fragen: Darf ich wirklich mit Waffel?" Ansonsten verzichte man darauf, jedes Jahr neue Sorten einzuführen. "Die Rezepte sind ewig alt", so Lun, und "die Qualität ist nicht so leicht zu treffen". Man verlässt sich hier auf die Tradition des Eislokals – mit Erfolg, wie es scheint.

Das Geschäft läuft gut im Ballabeni

Trendsorten werden auch im Ballabeni nicht angeboten. Man verlasse sich auf die "Bestseller", darunter Schoko und Pistazie, so Filialleiter Bissinger. Seit 2006 gibt es das Eislokal. Neben dem "Stammhaus" in der Türkenstraße gibt es eine weitere Filiale in der Seidlstraße. Dieses Jahr soll eine dritte hinzukommen, "in Eisbachnähe", verrät Bissinger der AZ. Das Geschäft laufe gut, es gebe regelmäßig lange Schlangen vor den Filialen.

Der Filialleiter des "Ballabeni" Jonas Bissinger im "Stammhaus" in der Türkenstraße. Die Kugel Eis kostet 2,60 Euro.
Der Filialleiter des "Ballabeni" Jonas Bissinger im "Stammhaus" in der Türkenstraße. Die Kugel Eis kostet 2,60 Euro. © Bernd Wackerbauer

Besonders ist bei Ballabeni, dass es keine Aufpreise gibt, egal ob Waffel oder Becher, ob Pistazieneis oder Vanille. Alle Kugeln kosten gleich viel. Vegane Alternativen werden ebenfalls angeboten – hier in der Form eines Sorbets, man kann aus fünf Sorten wählen. Und auch hier wird das Eis selbst hergestellt. Doch es wird nicht nur Eis verkauft, der Gründer Giorgio Ballabeni bietet zusätzlich noch Kurse an, bei denen sich das Eismachen lernen lässt.

Eisdielenchef: "Zutaten werden immer teurer" 

Es gibt eine kleine Eisdiele, die sich gegen den Trend stellt: Das Eiscafé Italia am Roecklplatz im Dreimühlenviertel bietet ebenso wie letztes Jahr die Kugel für 2 Euro an. Es ist noch kurz vor Mittag und leicht bewölkt, trotzdem ist vor dem Lokal kaum noch ein Platz frei. Der Außenbereich liegt schattig unter großen Bäumen. Gruppen von Senioren, die einen Kaffee trinken, eisessende Kinder mit ihren Eltern, ein junger Mann mit Kopfhörern. Dazwischen wuseln die beiden Kellner umher. Auch hier wird über steigende Preise geklagt.

"Mandeln, Pistazie, vor allem Schokolade - die Zutaten werden immer teurer", erzählt Tommaso Ferraro (60). Er ist der Sohn der Inhaberin, einer älteren Frau aus Neapel. Seit 1970 betreibt die italienische Familie die kleine Eisdiele an selber Stelle, mitten im heute so angesagten Viertel. Das verkaufte Eis wird hier ebenfalls im Hinterzimmer selbst hergestellt. Für Kinder werden kleinere Portionen für 1,50 Euro angeboten. Trendsorten findet man auch hier keine. "Dubai-Schokoladen-Eis haben wir probiert – zu teuer", so Ferraro.

Eiskugel im EU-Ausland noch teurer

Das Interesse an den Klassikern sei sowieso höher, deswegen bleibe man Jahr für Jahr dabei. Das funktioniere gut, sagt Ferraro, man habe viele Stammkunden aus der Nachbarschaft. Auch andere Eisdielen, die die AZ besucht hat, haben ihre Preise angehoben oder sind auf hohem Niveau. Das Karamela Gelato etwa, in der Heiliggeiststraße gleich hinter dem Alten Peter, hat die Kugel Eis für 2,50 Euro im Angebot – der Espresso kostet genauso viel. Oder das Café Gelateria al Teatro in der Reichenbachstraße: Hier kostet die Kugel Eis 2,20 Euro, der Espresso 2,70 Euro.

Auch etwas außerhalb der Innenstadt sind die Preise ähnlich. 2,30 Euro kostet die Kugel im Eiscafé Eiskind am Mariahilfplatz, der Espresso 2,40 Euro. Der Eismacherverband Uniteis weist in seiner Mitteilung allerdings darauf hin, dass in anderen Ländern die Preise teils erheblich höher sind. In Italien, Spanien und Frankreich koste die Kugel Eis im Durchschnitt zwischen 3 und 4,50 Euro. Selbst bei weiter steigenden Preisen liegt Deutschland da noch deutlich darunter. Außer hier: Auf der Münchner BMW Open Mitte April wurde das klassische Eis am Stiel für 5 Euro pro Stück angeboten. Damit kann keine Münchner Eisdiele mithalten.

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