Teigtaschen statt Döner: Münchner mit ambitionierten Plänen – und einem neuen Imbiss

Teigtaschen gibt es wohl in jedem Land der Welt. Ravioli in Italien, Gyoza in Japan oder auch Pierogi in Polen. Vladi Taranovych kennt viele von Ihnen, angetan haben es ihm aber vor allem Schlutzkrapfen – aus gutem Grund, denn die seien eigentlich bayerischen Ursprungs, sagt er der AZ, bevor er zu einem langen Monolog über die Geschichte der Teigtaschen ausholt.
Seit Mai betreibt Vladi zusammen mit Freundin Olesia Riznyk und Bruder Juri Taran das Teigtaschen-Bowl-Café in Untergiesing. Zuvor war in den Räumlichkeiten über dreißig Jahre die Viertelinstitution "Haralds Brotladen", die Ende letzten Jahres schließen musste.
Neuer Imbiss in Untergiesing mit Teigtaschen-Bowls
Die Idee: Klassische Schlutzkrapfen treffen auf regionale Beilagen und kreative Toppings und all das im modernen Format einer "Bowl". Damit will Taranovych das Gericht in die Gegenwart bringen. "Das Wort ,Bowl' signalisiert Modernität, während Teigtaschen tief in unserer Kultur verankert sind", sagt er. "So verschmelzen zwei Welten."
Die kulinarische Geschichte der Teigtaschen liegt dem 36-Jährigen, der eigentlich Tontechniker ist, besonders am Herzen. Gerade weil es ein nahezu tägliches Missverständnis in seinem kleinen Imbiss gibt: Viele Gäste würden seine Teigtaschen mit Pierogi verwechseln, erzählt er kopfschüttelnd. Für ihn ist das unverständlich. "Es ist schade, dass viele Deutsche die polnische Küche scheinbar besser kennen als ihre eigene."
Imbissrevolution: Teigtaschen statt Döner?
Mit Teigtaschen-Bowls will er dagegen halten und zeigen, dass Teigtaschen tief in Bayern verwurzelt sind. Und nicht nur das, Taranovych will die Imbisskultur in Deutschland verändern. Döner, Pizza, Sushi – all das würde man in München an jeder Ecke finden, aber deutsche Küche kaum, sagt er. Sein Traum: Dass Teigtaschen-Imbisse irgendwann genauso selbstverständlich zum Straßenbild dazu gehören wie Dönerbuden.

Tiefstapeln ist Vladi Taranovych fremd, das merkt der AZ-Reporter bereits nach kurzer Zeit. Der Visionär geht noch weiter: Er greift nach den Sternen – Michelin-Sternen. "Warum nicht?", fragt er. In Thailand gäbe es schließlich auch einen Imbiss, der mit einem Stern ausgezeichnet wurde. "Warum soll die bayerische Küche das nicht auch schaffen?"
2020 hat Taranovych schon einmal einen ähnlichen Plan verfolgt. In der Schwabinger Giselastraße eröffnete er damals das Alpenstrudel-Café mit verschiedenen Strudel-Variationen. Nicht weniger als "eine Attraktion wie das Hofbräuhaus" wollten die Brüder damals schaffen. Die Pandemie machte ihnen aber einen Strich durch die Rechnung und das Alpenstrudel-Café musste wenig später wieder schließen.
Frühere Pläne sind vorerst gescheitert
Mit dem Teigtaschen-Konzept habe Taranovych jetzt aber das ideale Konzept gefunden. Die Prozesse seien einfacher und weniger personalintensiv. Aber auch ein Comeback seiner Alpenstrudel hält sich der 36-Jährige offen.
Die AZ bleibt freilich dran, an den großen Plänen des Wirts, aber zunächst zurück zu den Bowls: Der AZ-Reporter probiert die Schlutzkrapfen mit Kartoffel-Pilz-Füllung. Die Bowl ist angerichtet mit Kraut, Karotten, Reis, Buchweizen und Zwiebelkonfitüre. Mit der roten Gemüsesoße wäre die Bowl eigentlich komplett vegan. Auf Empfehlung Taranovychs gibt es aber noch ein pochiertes Ei obendrauf.
Kartoffel-Pilz oder Fleischfüllung: Die Bowl im AZ-Test
Es gibt verschiedene Varianten der Teigtaschen. Neben der Kartoffel-Pilz-Füllung etwa auch Käse-Spinat oder Rindfleisch-Füllung. Die Preise sind gleich: neun Euro oder zwölf Euro für die große Portion (to go: acht bzw. elf Euro). Dazu gibt es optionale Toppings wie Garnelen (fünf Euro) oder das Ei (drei Euro).

Die Bowl schmeckt herzhaft und trotzdem leicht. Die Teigtaschen mit der Kartoffel-Pilz-Füllung sind saftig und mild. Besonders überzeugt den AZ-Reporter das Gleichgewicht der Geschmäcker: das "Umami" der Teigtaschen, die Süße der Zwiebelkonfitüre und die Säure des Krautsalats – eine große Empfehlung.
Zweite Filiale schon geplant
Ob das auch für eine Revolution der Imbisskultur in Deutschland oder eine Michelin-Auszeichnung reicht, wird die Zeit zeigen. Mit dem Teigtaschen-Bowl-Café hat Taranovych jedenfalls schon mal den Anfang gemacht. Auch die Menschen in Untergiesing habe er schon überzeugt, ist sich Taranovych sicher und zeigt seine makellose Fünf-Sterne-Bewertung bei Google.

Bald soll schon die zweite Filiale von "Teigtaschen-Bowls" in der Maxvorstadt dazukommen, kündigt er an. So oder so wird Taranovych der bayerischen Küche weiterhin die ihr gebührende Ehre erweisen – ganz sicher.
Teigtaschen-Bowls-Café, Winterstraße 15, Mo. bis Fr. 10 bis 14.30 Uhr