Seelenfutter im Blumen-Café

Das Konzept des ehemaligen „Soul Kitchen“ lebt weiter. In Sichtweite seines alten Restaurants hat Wolfgang Rauner das „Café Flower“ eröffnet. Eine Alternative für Berufstätige im Univiertel.
von  Thierry Backes
Das Café Flower ist schlicht eingerichtet. Der Holztisch im Vordergrund wurde Ende des 19. Jahrhunderts gefertigt und stammt aus einem alten Bauernhaus.
Das Café Flower ist schlicht eingerichtet. Der Holztisch im Vordergrund wurde Ende des 19. Jahrhunderts gefertigt und stammt aus einem alten Bauernhaus. © Daniel von Loeper

Vielleicht fällt es nicht mal auf. Vielleicht merken die Gäste von Wolfgang Rauner (50) nicht, dass es bestimmte Speisen im „Café Flower“ gar nicht gibt – und auch nicht geben wird. Ein saftiges Steak zum Beispiel. Oder ein Omelett zum Frühstück. Das liegt aber nicht daran, dass Rauner ein vegetarisches oder gar ein veganes Restaurant betreiben würde. Er darf in seinem neuen Lokal nur einfach nichts braten.

Ein Handicap? Nicht wirklich. Not macht erfinderisch, weiß der Volksmund, und Wolfgang Rauner ist ein sehr kreativer Typ.

Jahrelang hat er die unterschiedlichsten Kochkulturen im „Soul Kitchen“ an der Ecke Amalien-/Theresienstraße zusammengebracht. Der Laden lief, doch als die angeschlossene Weinhandlung auszog, musste auch er raus. Ein paar Monate hat der gelernte Pâtissier überbrücken müssen, nun ist er zurück im Uni-Viertel. Nicht ganz an seinem angestammten Platz, aber auch nicht weit davon entfernt: man muss nur über die beiden Straßen drüber, schon sitzt man im Café Flower.

Mitte August hat Wolfgang Rauner seine neue „Crossover-Küche“ aufgemacht. „Auf meinen vielen Reisen durch Amerika und Europa, nach Indien, Ägypten oder Maui habe ich viele Esskulturen kennen gelernt“, erzählt er. „Was ich hier anbiete, ist die Essenz daraus.“ Ein Beispiel: Das Honighühnchen, eines seiner beliebtesten Kreationen, vereint die asiatische Küche (Ingwer, Limonenblätter, Basmatireis) mit der italienischen, wird es doch auf frischem Tomatengemüse serviert.

Alle zwei Wochen mal setzt Wolfgang Rauner das Honighühnchen auf seine Tageskarte. Zwar gibt es fünf Gerichte, die dauerhaft zu haben sind, interessant ist aber vor allem das Mittagsmenü für 6,90 Euro. Wer es bestellt, kann zwischen zwei Hauptspeisen wählen und sich für eine Suppe oder ein Dessert entscheiden.

Neulich etwa bot Rauner Spaghetti mit Kräuterfrischkäsesoße, Paprika und Parmesan und ein kreolisches Hühnchencurry mit knackigem Sommergemüse, Hokkaidokürbis und Duftreis an. Dazu gab es entweder eine Pfannkuchensuppe oder einen Mangolassi.

Mit dem Café Flower richtet Wolfgang Rauner sich vor allem an die Berufstätigen im näheren Umfeld, die keine Kantine in ihrem Betrieb und, so seine Beobachtung, etwa zehn Euro haben, um zu Mittag zu essen. Wer am Nachmittag kommt, kann den hausgemachten Kuchen für 2,20 Euro das Stück probieren. Regelmäßig im Angebot sind etwa ein Marmorkuchen, ein Käsekuchen und ein Zitronenkuchen. In der Backstube sind deutsche Rezepte offenbar unschlagbar.


Amalienstraße 33, Mo. bis Fr. 8 – 20 Uhr, Sa. 9 – 17 Uhr

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