Restaurant Bamyan Narges in München: Die Frau mit der besonderen Würze

München - Sand und Wind im Gesicht stand Narges als kleines Mädchen auf der riesigen Buddha-Statue von Bamyan und blickte auf die Berge in der untergehenden Sonne. "Das ist meine einzig schöne Erinnerung an Afghanistan", sagt Narges Issar (31). Und das Essen.
Mit den Eltern und ihren vier Geschwistern floh sie vor 16 Jahren nach Deutschland. Heute führt die Familie zwei afghanische Restaurants – eines in der Hans-Sachs-Straße und eines in der Klenzestraße. Benannt sind sie nach der Statue: Bamyan. Chefin ist Narges Issar. Deshalb Bamyan Narges.
"Wenn einer aus der Familie fehlt, fühle ich mich amputiert"
Ihr Bruder Masood kocht, hinter den Bars der zwei Restaurants stehen Haroon und Kamran und die Tagesleitung macht Schwester Sia. "Wenn einer aus der Familie fehlt, fühle ich mich amputiert", sagt Narges. Auch die Oma und die Tante in Afghanistan sind wichtig. Sie liefern Kardamom, Safran, Kreuzkümmel und die vielen Gewürze, die Narges zu Mischungen für Tees und ihre Speisen verarbeitet. "Sie sind wie Flüchtlinge im eigenen Land und haben oft ihre Habseligkeiten eingepackt und mussten weiter ziehen", sagt Narges. Von der Oma und Narges’ verstorbener Mutter kommt auch ihr Wissen über Kräuter und Gewürze.
"In Afghanistan kennen wir kein Paracetamol, wir nutzen Kräuter, um uns zu heilen." Dieses Wissen will sie in Kochkursen mit ihrer Schwester, die auch als Fitnesstrainerin arbeitet, weitergeben. Weil die Gäste so oft danach fragen, verkauft sie ihre Gewürzmischungen seit vielen Jahren. Jetzt verrät Narges die Geheimnisse dahinter.
Wer Narges Lieblingsgericht "Kadu Bamyan" (9,90 Euro), einen in Safran- und Honigsoße eingelegten Kürbis mit Quark isst, der kann die gewaltige Wucht der süß-leichtscharfen Gewürze schmecken.
Es gibt auch "Schwarzen Afghanen" - zum Trinken
Am besten schmeckt’s, wenn man im Bamyan auf dem Boden sitzt und die würzigen Gerichte mit drei Fingern isst. Bei der großen Waschung werden vorher die Hände mit Seife gereinigt, am Tisch bei der kleinen Waschung mit Wasser. "Dahinter steckt eine Zeremonie und ich wünsche mir, dass Gott die Seele reinigt, bevor ich mein Essen aufnehme." Reinigend ist auch der Dattelschnaps (3,90 Euro) mit Zimt, Kardamom und Nelken. Wer witzig sein will und nach "schwarzem Afghanen", einem kräftigen Haschisch fragt, dem reicht Masood einen Opiumcocktail (12,90 Euro) mit Gin, Rum, Whiskey, frischer Honigmelone und Ananas – ohne Opium.
Exotisch: Der Opiumcocktail
Neuerdings gibt’s im Bamyan auch eine Mittagskarte. Wer denkt, Spaghetti mit Scampi in Tomatensoße (15,50 Euro) seien kein afghanisches Gericht, der wird beim Probieren eines besseren belehrt. "Spaghetti" nennt Narges die sehr langen Nudeln nur, weil’s sonst keiner versteht, der nicht aus Afghanistan ist. Freilich werden sie in die Küche selbst gemacht und dann wird afghanisch gewürzt.
Im Bamyan in der Klenzestraße liegt der Fokus auf der mediterranen afghanischen Küche. Narges ist in Kabul geboren, ihr Vater war Generaloffizier, die Mutter Bauingenieurin. "Wir sehen die Bilder von afghanischen Frauen in Burka, aber das ist nicht das Afghanistan meiner Eltern und auch nicht meins."
Das kulturelle Afghanistan mit den aufregenden Gewürzen ist es, das Narges ihren Gästen in ihren zwei Lokalen nahebringen will – zusammen mit ihrer Familie in Deutschland und den Frauen in Afghanistan, die mitten im Krieg Gewürze für zwei Restaurants in Deutschland besorgen.
Klenzestr. 47, Di-So 17 bis 1 Uhr und Hans-Sachs-Straße 3, Mo-Sa 11:30 bis 1 Uhr, So und Feiertag 17 bis 24 Uhr. Tel. 23 888 878