Neues veganes Restaurant in München: Mathilda und das Experiment Wirtsbar

München - Ein Restaurant-Schild gibt es noch nicht. Stattdessen hat Ahmet Özkan den Namen des Lokals auf acht DIN-A4-Blättern ausgedruckt, ein Blatt für jeden Buchstaben, und dann die Blätter laminiert und über den Eingangsbereich gehängt. "MATHILDA" steht dort nun in großen Lettern.
Darunter steht Özkan und gähnt. Die letzten fünf Monate hat er fast täglich in der Mathilda gearbeitet: die Wände gestrichen, Tische und Stühle aufgestellt, die Bar hergerichtet. Jetzt ist die Wirtsbar beinahe fertig, es fehlt nur noch das Schild. Und der Schanigarten, es ist schließlich Sommer. "Die Eröffnungsfeier steht noch aus", sagt Özkan. "Aber geöffnet haben wir jetzt in der dritten Woche."
Neben der Gorilla-Bar in München: Vegane Wirtsbar "Mathilda" macht auf
Ahmet Özkan ist hier im Viertel ein bekanntes Gesicht. Das liegt daran, dass er mit der Gorilla-Bar eine sehr beliebte Bar betreibt – in der ruhigen Hirschbergstraße, mitten in Neuhausen. Mit der Mathilda hat er nun im Haus nebenan zusätzlich ein veganes Restaurant eröffnet. Beziehungsweise: Eine vegane Wirtsbar, denn ein klein wenig Kneipen-Charakter soll auch der neue Laden haben.
Özkan und sein Team haben extra sechs neue Cocktails kreiert, die es hier ab nächster Woche geben soll; der Musikmix aus Soul, Funk und HipHop, Blues erinnert an die Gorilla-Bar nebenan und sobald der Laden angelaufen ist, möchte Özkan hier auch die ein oder andere Veranstaltung stattfinden lassen. Kleinkunst, Lesungen, Diskussionsrunden? Özkan hat viele Ideen. Die müssen aber erst noch genehmigt werden, deshalb bleibt er erstmal vage.
Neues veganes Restaurant in München: Probieren geht über Studieren
Zumindest eine Ankündigung hat er schon: Donnerstags zwischen 18 und 21 Uhr soll in der Mathilda Klavier gespielt werden. "Die Musikerinnen können einfach ihre Probestunde hierher verlegen", sagt Özkan. Einfach mal ausprobieren, für ihn ist das auch alles neu. Ein bisschen ist die Mathilda ein Experiment – so wie es auch schon die Gorilla-Bar gewesen ist.
Als Özkan die 2014 eröffnet hat, war er 40 Jahre alt und hatte bereits in vielen Berufen gearbeitet: als Gepäckträger am Hauptbahnhof, als Fensterputzer mit Höhenangst, in der Endreinigung auf dem Bau, bei einer Montagefirma, im Callcenter. Bars gehörten nicht dazu.

Die Gorilla-Bar war trotzdem von Tag eins an ein Erfolg. An den Wochenenden ist sie zuverlässig überfüllt. Das hat sicher auch mit Özkan zu tun. Er ist bei seinen Gästen sehr beliebt, weil alles an ihm ausstrahlt, dass er Menschen mag.
Wirt Ahmet Özkan: Nachbarschaft und Gemütlichkeit sind ihm wichtig
Viele ungeschriebene Regeln der Münchener Barkultur hat er für die Gorilla-Bar einfach außer Kraft gesetzt. Es gibt keine Mindestumsätze für Reservierungen, keinen Konsumzwang – und kein Verbot, sich von daheim etwas zu essen mitzubringen. "Natürlich sind wir auch ein kommerzieller Laden, es geht ja nicht anders", sagt Özkan. Aber alles auf Gewinn ausrichten, das möchte er trotzdem nicht, "es geht ja darum, dass Leute einen schönen Abend haben, egal, was sie im Geldbeutel haben".
Auch für die Mathilda hat ihm seine Vernetzung im Viertel geholfen: Die gemütlichen Holztische und -stühle hat er dem ehemaligen Betreiber des Wassermanns in der Elvirastraße abgekauft, den Koch hat er von den Betreibern des veganen Supermarkts Lono Vegan vermittelt bekommen.
Und als er im Februar, mehrere Monate vor der Eröffnung der Wirtsbar, spontan eine Benefizparty für die Opfer des Erdbebens in der Türkei und Syrien in der Mathilda ausgerichtet hat, haben sich sofort zahlreiche Bands gefunden, die gerne unterstützen wollten. Fast 6.500 Euro Spenden sind so an dem Abend zusammengekommen.
Wirtsbar Mathilda in München: Die Katze als Namensgeber
Namensgeberin der Wirtsbar ist Özkans verstorbene Katze Mathilda, die auch auf dem Logo zu sehen ist. Entgegen allen Klischees über vegane Restaurants sind die Preise für das Essen hier nahezu vorinflationär: Spätzle und Spaghetti Carbonara kosten 10,50 Euro, für einen Flammkuchen zahlt man 12,90 Euro.
Knapp 100 Personen passen in den Laden, mit dem Schanigarten werden ab kommendem Mittwoch noch 50 Außenplätze dazukommen. Dann kann auch endlich die Eröffnungsfeier stattfinden.