Nach 26 Jahren: Diese jungen Gastronomen übernehmen Schwabinger Edel-Italiener

Das Tiratardi ist unter Anwohnern in Schwabing längst eine Institution. Keine einfache Aufgabe, ein solches Lokal zu übernehmen. Simone Mazzariello und Gianni D'Agostino haben dem Edelitaliener einen neuen Anstrich verpasst. Die AZ hat sie besucht.
von  Niclas Vaccalluzzo
Simone Mazzariello (l.) und Gianni D'Agostino haben dem Edelitaliener Tiratardi einen neuen Anstrich verpasst.
Simone Mazzariello (l.) und Gianni D'Agostino haben dem Edelitaliener Tiratardi einen neuen Anstrich verpasst. © Niclas Vaccalluzzo

Präzise arrangiert Simone Mazzariello die finalen Komponenten auf einen Teller, der den Sommer in seiner schönsten Form zelebriert. Routiniert gießt er die orange schimmernde Fischsoße zwischen Zucchini, Pfifferlingen, Venusmuscheln, Auberginenpüree und dem Hauptakteur – Steinbutt, beschichtet mit einem Tatar aus Garnelen und Pitina (friaulische Ziegensalami) und ummantelt mit hauchdünnem Lardo-Speck. Dann sagt er selbstbewusst: "Dafür würde ich einen Michelin-Stern bekommen." Nach der ersten Gabel kann der AZ-Reporter dem nichts mehr hinzufügen.

Gastronomen übernehmen Edelitaliener in Schwabing

Mazzariello und Gianni D'Agostino haben Anfang des Jahres das Tiratardi in der Kurfürstenstraße 41 übernommen. Nach 26 Jahren haben Pino und Michele Zicaro ihr kulinarisches Baby in neue Hände gegeben. Die Brüder haben das Restaurant in Schwabing zu dem Anlaufpunkt für gute italienische Küche gemacht, der er heute ist. Mazzariello und D'Agostino wollen daran ansetzen.

Ein sommerlicher Teller aus Zucchini, Pfifferlingen, Venusmuscheln, Auberginenpüree und dem Hauptakteur – Steinbutt, beschichtet mit einem Tatar aus Garnelen und Pitina (friaulische Ziegensalami) und ummantelt mit hauchdünnem Lardo-Speck.
Ein sommerlicher Teller aus Zucchini, Pfifferlingen, Venusmuscheln, Auberginenpüree und dem Hauptakteur – Steinbutt, beschichtet mit einem Tatar aus Garnelen und Pitina (friaulische Ziegensalami) und ummantelt mit hauchdünnem Lardo-Speck. © Niclas Vaccalluzzo

Ende 2024 haben die beiden Gastronomen damit begonnen, dem Lokal einen frischen Anstrich zu verpassen. Konzeptuell wollte das Duo aber nicht viel ändern.

Küche auf Sternniveau? "Wir waren nominiert"

Mazzariello und D'Agostino haben als Küchenchef und Restaurantleiter zuvor einige Jahre das Mona im Hilton Munich City Hotel geprägt. 2023 hätte sich Michelin dann tatsächlich gemeldet, erzählt D'Agostino. "Wir waren für einen Stern nominiert." Dabei ist es geblieben und zuletzt sei man sich mit dem Inhaber nicht mehr über das Konzept einig gewesen.

Im Tiratardi haben die beiden Italiener jetzt die nötige Freiheit, sich kulinarisch auszuleben. Koch Simone Mazzariello ist in einem kleinen Dorf in Kampanien aufgewachsen. Danach sammelte er Erfahrung in Sternerestaurants und Hotels, etwa in Südtirol. Gianni D'Agostino wurde auf Capri geboren und stammt aus einer Gastronomenfamilie. Seit über 20 Jahren ist er ausgebildeter Sommelier.

Entsprechend stehen über 100 Weine auf der Karte. Die günstigste Flasche kostet 34 Euro, die teuerste 650 Euro. Die Speisen sollen die italienische Küche in all ihren Facetten widerspiegeln. "Wir haben bekannte Speisen, aber auch kreative, moderne Gerichte", sagt Mazzariello. Es gibt eine feste Karte mit Gerichten wie Risotto mit Aubergine (18,50 Euro) oder Thunfisch in Pistazienkruste (33,50 Euro) und eine wechselnde Tageskarte.

Verschiedene hausgemachte Ravioli stehen auf der Karte im Tiratardi. Hier eine Variante mit Nduja gefüllt – eine kalabrische Rohwurst – und Cacio e Pepe-Soße.
Verschiedene hausgemachte Ravioli stehen auf der Karte im Tiratardi. Hier eine Variante mit Nduja gefüllt – eine kalabrische Rohwurst – und Cacio e Pepe-Soße. © Niclas Vaccalluzzo

Das Tiratardi ist im Viertel seit Jahren fest verankert. "Das hat viele Vor- und Nachteile", sagt D'Agostino. Viele Gäste seien festgefahren gewesen in ihren Erwartungen, seien eine bestimmte Küche und Service gewohnt gewesen. "Wir sind aber nun mal andere Menschen, das haben viele akzeptiert, manche aber auch nicht."

Nach inzwischen sechs Monaten sei man aber gut angekommen. Das Lokal sei gut besucht – alles läuft nach Plan, von den Sterne-Plänen haben sich die beiden verabschiedet. "Ein Stern interessiert uns nicht", sagt Mazzariello. Damit könne man sich auch nichts kaufen.

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