Gröstl aus dem Libanon
Fadi Khalil bietet in seinem Lokal am Prinzregentenplatz Küche aus aller Welt an – nur nichts aus seinem Heimatland.
Vielleicht lässt sich das mit seiner Weltoffenheit erklären: Fadi Khalil wurde in Jerusalem geboren, ist in Beirut aufgewachsen, hat in Nigeria gearbeitet. In seinem neuen Lokal jedenfalls gibt es Gerichte aus aller Welt: bayerisch, italienisch, asiatisch – nur aus seinem Heimatland gibt es nichts.
Khalil war schon immer ein Rumtreiber. Er hat im Libanon Innenarchitektur studiert und sich dann in seinem Job ein bisschen treiben lassen, mal hierhin, mal dorthin, bis seine beiden Brüder ihn nach München holten.
Der eine Bruder betreibt in der Boschetsrieder Straße eine Dönerbude. Dort hat Khalil übergangsweise ausgeholfen. Weil man in so einem Imbiss aber nicht viel mehr Worte wechselt als bitte und danke, spricht der 33-Jährige bislang nur spärlich Deutsch. Seine Gäste begrüßt er deshalb auf Englisch.
Im „Crystal Lounge”, so heißt das Lokal, stört sich daran niemand. Die meisten Gäste sind ohnehin des Englischen mächtige Leute aus den umliegenden Kanzleien und Büros. Und ein paar deutsche Begriffe gehen Khalil mittlerweile auch schon ganz flüssig über die Zunge: Schweinebraten etwa, Käsespätzle oder Gröstl.
Die bayerischen Gerichte laufen im Crystal Lounge bislang am besten. Das liegt womöglich daran, dass in der Küche Khalils zweiter Bruder Mohamed steht, der spätabends auch in Gerners Wirtshaus am Dantestadion fürs Kochen zuständig ist.
Wem der Schweinebraten (7,50 Euro) in der Mittagspause zu schwer ist, kann sich auch Pasta (7,50-11,50 Euro) oder Pizza (5,50-8,90 Euro) bestellen – oder als Kontrastprogramm gleich zum Frühstück ein kleines Rindersteak mit zwei Spiegeleiern, Speck und Bratkartoffeln (10,90 Euro).
Seinen alten Job hat Khalil erst einmal aufgeben. Das Speisezimmer im Crystal Lounge ist vorerst der letzte Raum, den er mit seinen geliebten Lila-Tönen gestaltet hat. Bis er gut genug Deutsch spreche, um in München als Innenarchitekt arbeiten zu können, würden bestimmt drei Jahre vergehen, vermutet er. Und wer wisse schon so genau, wie es weitergeht. Für jemanden aus dem Libanon, sagt Khalil, der Rumtreiber, mit einem Schmunzeln, sei es in Deutschland fast zu kalt, da sei das Wetter in Spanien schon eher was für ihn.
Grillparzerstraße 42, Mo. bis Fr. 8-23 Uhr, Sa. 11-23 Uhr, So. 18-23 Uhr, Tel. 80999609