Eine Schüssel voll Hanoi

Fünf Suppen am Tag hat Nguyen Dinh Can bei seinem letzten Besuch in Hanoi gegessen, möglichst alle Lokale und Straßenküchen abgeklappert, deren Pho ihm empfohlen wurde. Ein Gericht, das zu jeder Tages- und Nachtzeit gegessen wird in Vietnam, aus stundenlang gekochter Brühe, Reisnudeln, Kräutern. In eine Pho Bo kommen außerdem feine Rindfleischstückchen, in die Pho Ga Hühnchen. „Ich wollte schon seit Jahren ein Lokal aufmachen, in dem es nur Pho gibt“, sagt Dinh Can. „Aber es war schwer, eine geeignete Lokalität zu finden.“
Der Vietnamese, der schon ein China-Restaurant und ein italienisches Lokal leitet, fand sie schließlich neben letzterem, dem „Medici“ in der Nymphenburger Straße. „Es ist kein Restaurant, es ist kein Imbiss: Wir nennen es Pausenoase“, sagt Nguyen Dinh Can.
Der Name ist so simpel wie treffend – „Pho“. Ähnlich die Einrichtung: Statt Ecken und Kanten weiche, runde Formen in taubenblau und cremeweiß; Blickfang ist die verglaste Kochzeile, die sich durch den Raum zieht und hinter der Rollen gerollt und Wokgerichte gebraten werden. Ein Panoramabild ziert die gegenüberliegene Wand, Kinder spielen da einem Reisfeld und klettern auf einem Wasserbüffel umher. Idyllisches Vietnamleben. Für den modernen Look hat sich Dinh Can eine junge Architektin ins Boot geholt, Huyen Richter.
Das Design sollte gut und wiedererkennbar sein: Wenn das „Pho“ ankommt, will Dinh Can weitere Filialen aufmachen, eine Suppenkette, wie das Vapiano die Nudel- und Pizzakette ist. Die Gäste bezahlen direkt am Tresen und nehmen das Essen entweder mit auf die Hochtische, die sonnige Terrasse oder auch mit nach Hause. Die Suppe, erklärt Dinh Can, isst man am Besten, in dem man die Nudeln mit Stäbchen auf die Brühe im Löffel legt – denn nur mit der Brühe entfalten sie ihren Geschmack.
Die 15 Stunden lang gekochte Suppe mit dem zarten Fleisch kommt gut an bei den Gästen in der Nymphenburger Straße (Medium 6,90, Large 8,90 Euro). Vor allem Mittags, aber auch nach Feierabend oder vor einem Kinobesuch im „Cinema“ gegenüber schauen die Leute vorbei. Dafür, dass die Suppe so schmeckt wie die besten Hanois, hat sich der Chef schließlich tapfer durch zahlreiche Schüsseln gelöffelt.
Aber nur Pho anzubieten, das hat Nguyen Dinh Can dann doch nicht getan: Vietnamesische Sommerrollen gibt es für 3,90 Euro das Stück und auch gebratene Nudeln, Reisnudeln und Wokgerichte in allen erdenklichen Variationen (6,90/8,90 Euro). „München ist anspruchsvoll“, sagt Nguyen Dinh Can. Und so bietet der Chef Abwechslung für die, die öfter kommen. Nguyen Dinh Can aber könnte seine Pho jeden Tag essen. Oder gar fünf Mal am Tag.
Nymphenburger Straße 70, Mo. bis Sa. 11 – 20 Uhr (Take-away bis 21 Uhr), www.pho-muenchen.de, Tel.: 12 73 87 68