Diven unter Diskokugeln

  Im „Prosecco“ in der Theklastraße sind die Gäste eine Familie – mit Liebe zum Schlager  
von  Laura Kaufmann
Hier werden hauptsächlich Bier und Longdrinks serviert. Das Getränk des Hauses ist der Hirsch – Jägermeister mit Bull.
Hier werden hauptsächlich Bier und Longdrinks serviert. Das Getränk des Hauses ist der Hirsch – Jägermeister mit Bull. © Petra Schramek

Im „Prosecco“ in der Theklastraße sind die Gäste eine Familie – mit Liebe zum Schlager

Sex and the City goes Weiberfasching und Tina Turner singt einen Song darüber: Das ist das Prosecco. Zu abgedreht, um echt zu sein, und doch eröffnet sich ein paar Treppenstufen unter der Theklastraße eine Welt aus pinken Federboas, glitzernden Kuckucksuhren und High Heels als Wanddeko.

 „Ich dekoriere immer wieder um, damit die Leute auch was Neues sehen – immer das Gleiche ist doch langweilig“, sagt Drahoslav Kapicka, der das Prosecco vor neun Jahren übernommen hat. Als abgedrehte Skihütte und als Goldgrube hat er das Lokal schon gestylt. „Schade, dass es das Prosecco nicht mehr gibt, habe ich von so vielen Münchnern gehört“, sagt der Wirt aus der Schweiz. „Also habe ich dem Lokal, als ich es übernommen habe, wieder seinen ursprünglichen Namen gegeben.“

Travestieshows und Karaoke-Abende hatte Kapicka früher regelmäßig im Prosecco. Aber es gab Probleme mit der Lautstärke, Live-Musik macht er nicht mehr. „Wir spielen Schlager, aber auch aktuelle Hits“, sagt Kapicka. „Ich will, dass die Leute hier Spaß haben, Gedanken verlieren – Stress gibt es schon im Alltag genug.“

Wer ins Prosecco geht, der will nicht cool in der Ecke stehen – der will feiern.

Kapicka selbst legt deutschen Schlager und 80er-Jahre-Diven-Songs von Kylie oder Madonna auf, der eine Mitarbeiter spielt viel Eurovision, der andere mehr Disco. Verlässlich ist: Mitsingen geht immer. Donnerstag ist der ruhigste Abend im Prosecco mit wechselnden Specials von Housemusik bis Musikwunschabend, am Wochenende ist richtig was los, dann kostet der Eintritt 2 Euro.

Nicht alle Gäste im Prosecco sind schwul. Frauen feiern auch gern hier, ganze Junggesellinnen-Abschiede. „Jeder ist willkommen, und jeder kommt“, sagt Kapicka. „Alle von 18 bis 99, kleine, große, schwule, lesbische, schöne, nicht so schöne Leute – alle. Nur nicht die, die ein Problem mit Schwulen haben, natürlich.“

Auf der Leinwand flackern Bilder einer Kreuzfahrt, die Kapicka letztes Jahr mit 26 Freunden und Stammgästen unternommen hat. Die Gäste, das Team: Eine große Familie. Zu trinken gibt’s für sie König-Ludwig-Bier (0,5, Hell: 3,50, Weißbier: 4 Euro) oder Longdrinks (8), auf Wunsch ein Kölsch-Rondell für 18 Euro, den Haselnusslikör Frangeliko findet man hier, aber nicht überall auf der Karte – auch mit Getränken will Kapicka nicht langweilen.

Das Prosecco-Spezial ist der „Hirsch“: Jägermeister mit Red Bull. Und Drahoslav Kapicka wirft sich manchmal selbst in Schale, spontan, und gibt als Hilde Hügel die Andrea Berg. Playback-Travestie. Um das zu erleben, müssen seine Gäste Glück haben – und möglichst oft unter pinken Federboas feiern. 


Theklastraße 1, Do. bis Sa. ab 21 Uhr, www.prosecco-munich.de, Tel.: 23 03 23 29

 

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