Baguette gegen Fernweh
In New York verehren die Leute das Bánh mì schon länger. Jetzt gibt es das vietnamesische auch in München.
Man muss den Mund ein bisschen aufreißen und zugleich aufpassen, dass einem die Soße nicht auf die Hose tropft. Diese kleine Anstrengung ist es aber durchaus wert, denn was danach kommt, ist einfach zum Verlieben.
Bánh mì heißt die pikante Köstlichkeit, die in New York schon seit ein paar Jahren von Food-Bloggern und Zeitungskolumnisten gefeiert wird. Nun erreicht das vietnamesische Baguette auch die europäischen Metropolen. Vor dem Cô Cô Deli in Berlin-Mitte etwa stehen die Leute bereits Schlange für das Bánh mì, das es seit einigen Tagen nun auch in einem Laden in München gibt.
Nicht weit vom Hauptbahnhof entfernt hat kürzlich das Le Pâté aufgemacht, ein kleiner vietnamesischer Imbiss, der in der geschäftigen Dachauer Straße, eingequetscht zwischen einen Schnäppchen-Markt und einen Elektrohändler, mit den asiatischen Sandwiches zugleich auch Erinnerungen an ferne Urlaubstage verkauft.
Hinter dem Tresen des Ladens steht Thi Dao, eine zurückhaltend lächelnde Dame Mitte 40, deren Mutter früher schon mit geschultertem Bambuskorb auf den Straßen von Thanh Tri unterwegs war, ihrem Heimatort, und die vietnamesischen Baguettes feilgeboten hat.
Das Weißbrot ist eine Hinterlassenschaft der französischen Kolonialherren, genauso wie die Pâté, eine fein gewürzte Leberpastete. Die kommt zusammen mit Mayonnaise auf das Bánh mì, dazu eingelegtes Gemüse, Koriander und eine Soße, die in ihrer Intensität keine falsche Rücksicht auf den europäischen Gaumen nimmt.
Die Studenten in New York haben das Bánh mì in dieser einfachen Form schon vor 30 Jahren groß gemacht. Für sie war es ein günstiger Imbiss, der oft nicht mehr als einen Dollar gekostet hat. Mittlerweile gibt es das vietnamesische Baguette mit allerlei Belägen. Der Klassiker mit mariniertem Schweinefleisch kostet im Le Pâté 4,20 Euro, die vegetarische Tofu-Variante mit Zitronengras 4,50 Euro und das Bánh mì Beef di Opla, die Deluxe-Version mit mariniertem Rindfleisch und gebratenem Ei, gibt es für 5,50 Euro.
Ein Bánh mì zu essen, heißt immer auch, ein bisschen Fernweh zu stillen. Geschulterte Bambuskörbe gibt es im LePâté zwar nicht, aber immerhin kleine Körbchen. Darin werden die Baguettes gereicht.
Dachauer Straße 3, Mo. bis Sa. 9.15-20 Uhr, So. 12.30-18 Uhr, Tel. 0172/2564462