Aus Liebe zur Bohne

Aus Verdruss über den Münchner Kaffee hat Franz Kaiser 1985 eine Rösterei aufgemacht. Was daraus geworden ist? Im  „Café und Kaffee“ gibt es die Antwort.
von  Florian Zick
Großer Brauner, Verlängerter, Kaffee verkehrt: Im "Café und Kaffee" der Rösterei Wiener's wird österreichische Kaffeetradition serviert.
Großer Brauner, Verlängerter, Kaffee verkehrt: Im "Café und Kaffee" der Rösterei Wiener's wird österreichische Kaffeetradition serviert. © Daniel von Loeper

Aus Verdruss über den Münchner Kaffee hat Franz Kaiser 1985 eine eigene Rösterei aufgemacht. Was daraus geworden ist? Im „Café und Kaffee“ gibt es die Antwort.

Als Franz Kaiser 1980 nach München kam, war es gar nicht so sehr die Wiener Kaffeehauskultur, die ihm hier fehlte. Nicht die hohen Café-Decken, nicht die Bugholzstühle, nicht die Möglichkeit, stundenlang ungescholten an einem einzigen Tässchen Mocca zu nippen. Was ihm aber fehlte, war richtig guter Kaffee.

Wobei Kaiser findet, dass in Wien die Kaffeehäuser zwar schön, der Kaffee seinerzeit aber genauso schrecklich war wie überall sonst. „Damals war man schon froh, wenn man Latte macchiato und Cappuccino richtig aussprechen konnte“, sagt der 55-Jährige. Guten Kaffee jedenfalls hätten in den Achtziger Jahren höchstens die Italiener gehabt. Kaiser beschloss deshalb damals, selbst ins Kaffeegeschäft einzusteigen.
 
Kaiser ist gelernter Metzger, hat seinen eigentlichen Beruf aber nicht mehr ausgeübt, seitdem er 21 ist. Damals sattelte er um, machte im Pep in Neuperlach eine eigene Rösterei auf. Was dabei herauskam, war am Anfang „schlimmer als alles, was man in den Läden kaufen konnte“, erinnert sich der gebürtige Österreicher. Aber er ließ nicht locker, ließ sich von einem professionellen Röster anlernen und machte sich bei den Münchner Kaffeetrinkern so langsam einen Namen.
 
Mittlerweile betreibt Kaiser in der Stadt unter dem Sammelnamen „Wiener’s“ elf Cafés. Das neueste hat vor wenigen Wochen in der Adalbertstraße im Uni-Viertel aufgemacht. Es heißt „Café und Kaffee“, weil es dort neben den aus den anderen Filialen bekannten Snacks, süßen Teilchen und Kaffee-Spezialitäten auch eine große Auswahl an Kaffeebohnen zu kaufen gibt.
 
In seinen hübsch hergerichteten Läden bietet Kaiser zumeist drei unterschiedliche Mischungen an. Im „Café und Kaffee“ ist es ein Vielfaches davon. Äthiopischer Sidamo, Wiener Melange, Arabica-Bohnen aus Guatemala – alle hergestellt in der eigenen Rösterei in Starnberg.
 
Natürlich kann man auch gleich im Café probieren: Ein Großer Brauner kostet 3,60 Euro, der Verlängerte 2,20 Euro und der klassische Filterkaffee 2,50 Euro. Kaiser selbst trinkt am Tag bis zu zehn Tassen Mocca. Das war schon immer so. Anders als vor gut 30 Jahren sei er aber bei Weitem nicht mehr der einzige anspruchsvolle Kaffeetrinker, sagt Kaiser. „Jetzt kommen die Leute und kennen sich teilweise fast besser aus als ich.“
 
Adalbertstraße 25, täglich 8-20 Uhr, www.wieners.de , Tel.: 28 78 78 55
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