Erzieherin: Hilfe, ich werde gemobbt!

Die Nerven liegen bei der Kinderpflegerin Heike D. (48, Identität geändert) völlig blank: „Ich bin am Ende. Ich werde in der Arbeit nur gemobbt.“ Seit fast zwei Jahren ist die Mutter von zwei erwachsenen Kindern bei der Arbeiterwohlfahrt im „Haus für Kinder“ in Baldham tätig: „Alles, was ich mache, mache ich falsch. Ich zittere schon, wenn ich zur Arbeit muss.“
Inzwischen ist Heike D. aus gesundheitlichen Gründen schwer angeschlagen und im Krankenstand. Auf Anraten ihres Arztes hat sie sich juristische Hilfe geholt. Rechtsanwalt Anwalt Lutz Libbertz vertritt sie: „Wer werden mit allen Mitteln dagegen vorgehen. Notfalls auf Schadenersatz und Schmerzensgeld klagen.“ Ihr angebliches Fehlverhalten ist vielleicht auch unter Pädagogen strittig:
- Sie hat Kindern hin und wieder Süßigkeiten gegeben.
- In der täglichen Gruppenrunde nahm sie Kinder in den Arm Sie kuschelte manchmal mit den ganz Kleinen.
- Einmischen ins Privatleben der Eltern: Nach Dienstschluss hat sie Kinder aus dem Hort oder Kindergarten abends privat betreut, weil die Eltern einen wichtigen Termin hatten.
- Sie gab einigen Kindern Kosenamen.
„Ich verstehe nicht, was daran verkehrt sein soll“, empört sich die aufgebrachte Kinderpflegerin. Bereits im Februar 2012 bekam sie eine Art schriftliche Ermahnung. Überschrift: „Zwischengespräch mit Heike D.“ Frau Heike D. habe das Gefühl vermittelt, „dass sie nicht die pädagogische Leitung von Frau S. akzeptiert. Beispiel der fehlenden Absprache: Belohnung in Form von Gummibärchen an die Kinder.
Elternaktionen, die in das Privatleben der Familien eingreifen.“ Weiter heißt in dem Schreiben: „Wie sich im Austausch mit anderen Leitenden im Kinderhaus herausgestellt hat, wurden Dinge wie Frau Heike D.s Distanzlosigkeit (Kinder Kosenamen geben, sie küssen, sich in Familien einbringen) und Übermäßige Sauberkeitsvorstellungen angesprochen.“ Im ersten Absatz steht am Ende: „Frau D. scheint auch keinen Anlass zu sehen, ihr Verhalten pädagogisch anzupassen.“ Heike D.: „Die ganz kleinen Kinder brauchen doch Zuneigung, wenn sie den ganzen Tag nicht bei ihren Eltern sind.“
Zu dem Vorfall nimmt die AWO Geschäftsführerin Ulrike Bittner vom Kreisverband in Ebersberg Stellung: „Dazu gibt es eine ziemlich dicke Akte. Kosenamen sind nur dann okay, wenn man mich beispielsweise Uli nennt. Aber nicht Bärli oder Schnäuzchen. So etwas muss mit den Eltern abgesprochen werden.“ Zum Thema Gummibärchen:
„Es ist nicht in Ordnung, wenn mit der Süßigkeit eine Forderung an das Kind verbindet“, so Bittner. Sie sagt weiter: „Mit einem Kind kuscheln, das kein Bedürfnis zeigt, geht gar nicht.“ Da es sich um einen schwebenden Fall handelt, möchte sich die Geschäftsführerin nicht weiter äußern: „Ich verstehe nur nicht, warum sie nicht zu mir gekommen oder zum Betriebsrat gegangen ist.“