Erste Hilfe für Menschen in Not

München - Der Montagmorgen beginnt in München mit einem Rekord: Innerhalb von 24 Stunden sind im Ankunftszentrum an der Baierbrunner Straße 629 neue Asylsuchende eingetroffen.
„Das ist die höchste Zahl, die es in München je gegeben hat“, sagt Oberbayerns Regierungspräsident Christoph Hillenbrand.
Seit Jahresbeginn haben fast 50 000 Menschen hier Schutz vor Gewalt und Verfolgung gesucht – oder die Chance auf ein besseres Leben: Frauen, Männer und Kinder, die registriert, untersucht, verpflegt und untergebracht werden müssen.
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Eine Herkulesaufgabe, die an der Baierbrunner Straße nicht mehr zu meistern ist. Deshalb nimmt heute im Euroindustriepark das neue Ankunftszentrum der Münchner Erstaufnahmeeinrichtung den Betrieb auf.
Dort sollen im Durchschnitt nicht 200 Menschen täglich versorgt werden wie bisher, sondern 350. „Und ich bin mir sicher, dass wir in der Spitze auch 500 bis 600 pro Tag schaffen“, sagt Christoph Hillenbrand.
Im Euroindustriepark habe man nicht nur mehr Platz, sondern auch mehr Personal als vorher. Auf dem fast 6000 Quadratmeter großen Grundstück werden mindestens 160 Menschen arbeiten: in der Verwaltung, beim Catering, für den Wachdienst oder bei der Sozialbetreuung der Inneren Mission.
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Was erwartet die Asylsuchenden in der Einrichtung? Im vorläufigen Verwaltungs- und Transferzentrum, einer enormen Konstruktion aus vier Leichtbauhallen und Containern, füllen die Flüchtlinge zunächst eine Selbstauskunft aus. Dafür liegen Formblätter in 27 Sprachen bereit.
Anschließend bekommen sie etwas zu essen. Übrigens an Tischen, die vor kurzem noch im Bayerischen Landtag standen. Die Neuankömmlinge werden ärztlich untersucht und im Notfall direkt in ein Krankenhaus eingeliefert.
Bei Bedarf erhalten sie frische Wäsche, bevor sie durch eine „Fotoschleuse“, in der von jedem einzelnen ein biometrisches Bild gemacht wird, in den „Registrierungstrakt“ dirigiert werden.
An zwölf Schaltern werden dort die Daten der Menschen ins Erfassungssystem für Asylbewerber „Easy“ eingespeist. Das Programm verteilt sie im Bundesgebiet: nach Quoten, und nach Herkunftsländern. So ist Bayern zwar für Menschen aus Afghanistan zuständig, Ägypter müssen aber nach Schleswig-Holstein oder Rheinland-Pfalz weiterreisen. Im Aufnahmezentrum erhalten sie dafür ein Bahnticket.
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Das Problem: Nach 21 Uhr gibt es kaum noch „sinnvolle“ Zugverbindungen, wie Regierungspräsident Hillenbrand sagt. Weil die meisten Flüchtlinge München jedoch in der Nacht erreichen und nach der Registrierung irgendwo schlafen müssen, wird nun ein ehemaliges Bürogebäude an der Lotte-Branz-Straße als Bettenhaus genutzt. Die 600 Plätze sollen jeweils nur kurzfristig belegt werden.
Einzige Ausnahme: „Wir werden keine Familie auseinanderreißen, wenn ein Mitglied im Krankenhaus liegt“, sagt Hillenbrand. In diesem Fall dürften die Angehörigen im Bettenhaus auf die Genesung warten.
33 bis 50 Prozent der Neuankömmlinge bleiben sowieso im Freistaat, weil ihre Asylanträge hier bearbeitet werden können. Sie werden mit Bussen in die Bayernkaserne gebracht.
In der Münchner Erstaufnahmeeinrichtung und ihren Dependancen leben derzeit rund 5000 Menschen, die darauf warten, in dezentrale Unterkünfte in ganz Oberbayern umzuziehen.