Erotisches aus dem 3D-Drucker
München - Daheim eine CD brennen – das war gestern. Heute wird bei Technikbegeisterten der 3D-Drucker angeworfen, um damit Spielzeug, kleine Ersatzteile oder praktische Utensilien für den Alltag herzustellen.
Oder für prickelnde Stunden: Auf dem Münchner Internet-Portal Wamungo 3D-Druck gibt es seit Kurzem auch die elektronischen Daten für diverse Liebes-Spielzeuge. Dildo auf Knopfdruck – die allerneueste Masche.
Geistiger Vater von Wamungo ist der Münchner Tassilo Singhammer. Er hatte mit Freunden die Idee, die boomende Welt der 3D-Drucker und ihrer möglichen Anwendungen verbraucherfreundlich zu sortieren und die Daten zum Gratis-Download zur Verfügung zu stellen.
„Das ist so eine Art Youtube für Dinge“, erklärt der Politiker-Sohn sein neues Portal.
Wie schnell sich die Welt des 3D-Druckens entwickelt, zeigen zwei Zahlen. Innerhalb kürzester Zeit, nämlich seit dem November, wurden allein auf Wamungo rund 10000 Vorlagen gespeichert. Die Zahl der derzeit weltweit frei verfügbaren „Daten für Dinge“ schätzt Tassilo Singhammer auf rund 400 000.
Ein Streifzug durch die 3D-Vorlagenwelt zeigt, dass hier ein äußerst kreatives Völkchen zugange ist. Vom Ball übers Modellauto und den Handy-Halter bis zur Krawattennadel mit dem eigenen Namen oder nützlichen Kleinigkeiten fürs Büro ist alles vertreten. Von Ersatzteilen für diverse Geräte des täglichen Gebrauchs ganz zu schweigen.
Und das ist nur der Anfang. Denn noch kosten einigermaßen akzeptable 3D-Drucker noch ab etwa 1000 Euro. Die Herstellung eigener Objekte ist also noch reichlich teuer.
Solche Gedanken muss sich die Mode-Designerin Iris van Herpen nicht machen. Sie hat eine per 3D-Drucker gefertigte Kollektion im Angebot und kleidet mittlerweile solvente Kundinnen wie Lady Gaga oder Björk damit ein. 3D goes Prêt-à-porter.
Ein solcher professioneller Ansatz ist aber derzeit noch klar die Ausnahme. „Das steckt noch alles in den Kinderschuhen“, konstatiert Software-Entwickler Singhammer. „Die Geräte für den Hausgebrauch haben noch ihre Schwächen, was Materialverarbeitung und Genauigkeit angeht. Momentan ist das noch weitestgehend ein Thema für die Bastler-Community, nicht für den Endverbraucher.“
Doch die Entwicklung hin zu 3D für (fast) jedermann lässt sich sicher nicht mehr aufhalten. Die Preise fallen, die Geräte werden immer besser. Viele Alltags-Gegenstände werden in Zukunft nicht mehr gekauft, sondern selbst produziert – mit bisher unabsehbaren wirtschaftlichen Auswirkungen.
Jetzt schon machen sich Transport-Dienstleister wie die DHL ihre Gedanken über die massiven Umwälzungen durch die neue Technik. „Wir spielen einige Szenarien durch, was die neue Technologie für uns bedeuten könnte. Aber dass dadurch die Logistikbranche überflüssig sein wird, ist sicher sehr überspitzt”, so eine DHL-Sprecherin.
Und auch der Markt für Sex-Spielzeug dürfte massiv betroffen sein – Wamungo macht es vor.