"Ermitteln gegen weitere": Prozess gegen zwei KVR-Mitarbeiter in München erst der Start

Zwei Mitarbeiter der Stadt München sollen Ausländern Meldebescheinigungen ausgestellt haben, obwohl die keinen Wohnsitz hatten. Jetzt beginnt der Prozess.
John Schneider
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Der Prozess findet im Strafjustizzentrum in München statt. (Archivbild)
Der Prozess findet im Strafjustizzentrum in München statt. (Archivbild) © Lukas Barth/dpa

Es ist vielleicht nur die Spitze des Eisberges, aber immerhin beginnt am Montag die juristische Aufarbeitung der Korruptionsvorwürfe im KVR. Angeklagt sind ein Mitarbeiter (50) und eine Mitarbeiterin (27) des KVR sowie der Mann, der dieses kriminelle System mutmaßlich auf den Weg gebracht hat. Der 28-Jährige soll als Dienstleister die Behördenmitarbeiter bestochen haben, damit diese gefälschte Wohnungsgeberbestätigungen ungeprüft durchwinken, um so Meldebescheinigungen für Ausländer ohne Aufenthaltstitel zu ergaunern und seine Kunden so in der Zuständigkeit der Stadt unterzubringen.

Für jeden Fall gab es 200 Euro für die Ex-KVR-Mitarbeiter. Der 50 Jahre alte Mann und die 27-jährige Frau sind deshalb wegen Bestechlichkeit angeklagt. Der 28-jährige Kopf des Ganzen soll laut Anklage mindestens das Zehnfache, also 2000 Euro pro Fall, mit den Meldebescheinigungen der korrupten KVR-Mitarbeiter verdient haben. Der 28-Jährige muss sich wegen Bestechung, Urkundenfälschung und Missbrauch von Titeln verantworten. Letzteres, weil er sich zur Förderung seines kriminellen Geschäftsmodells wiederholt als Rechtsanwalt ausgegeben habe. Tatsächlich hat er aber lediglich die Ausbildung zum Rechtsanwaltsfachangestellten absolviert.

KVR-Skandal: Angeklagte schweigen zunächst

Zu den Tatvorwürfen äußern sich die Angeklagten zum Prozessauftakt zunächst nicht, wollen das nach Angaben ihrer Verteidiger aber am folgenden Verhandlungstag tun. Der angeklagte Ex-Mitarbeiter der Stadt, er arbeitet inzwischen als Lieferfahrer, schildert vor Gericht, dass er Schulden habe und süchtig nach Online-Spielen gewesen sei.

Apropos Eisberg: Der Prozess ist nur einer von zwei Korruptionskomplexen im KVR. "Daneben ermitteln wir in diesem Komplex gegen sechs weitere Beschuldigte", erklärt eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Sollten die drei Angeklagten bei den Ermittlungen helfen und selber ein Geständnis ablegen, könnten die Ex-KVR-Mitarbeiter mit Bewährungsstrafen davonkommen, der 28-Jährige müsste unter diesen Voraussetzungen mit etwa vier Jahren Haft rechnen. Die Vorsitzende Richterin Andrea Wagner, sie hat 2022 Alfons Schuhbeck verurteilt, hat elf Verhandlungstage bis in den Januar anberaumt.

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  • CO2 Voodoo vor einer Stunde / Bewertung:

    Der Fisch stinkt immer vom Kopf. Wenn eine Grüne Dr. Hanna Sammüller das KVR leitet sind der Anarchie keine Grenzen gesetzt, alle sind Freunde, es wird gesungen und geklatscht, der Namen getanzt und Konsequenzen gibt es nicht. Hast Du keine Zucht, Ordnung und Disziplin in deinem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Dach.

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  • Wickie712 vor 6 Stunden / Bewertung:

    was passiert nun mit den zu Unrecht erteilten Verwaltungsakten? Werden diese Widerrufen? (§§ 44, 48 f. VwVfG?)

    Für das bischen Geld, einer war Süchtig, nun den Job los und ein eintrag im Führungszeugnis. Hat sich gelohnt - nicht-.

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  • Boandl_kramer vor 15 Stunden / Bewertung:

    Das Erstaunliche war ja wie billig die korrumpierten KVR-Leute da z.T. zu haben waren. Die konnten für kleines Geld und etwas Nippes gekauft werden. Wäre ich der dortige Antikorruptionsbeauftragte oder die KVR-Leitung würde mir das zu denken geben.

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