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Jede vierte junge Münchnerin fühlt sich unsicher im ÖPNV – jetzt reagiert das Rathaus

Sicherheit für Frauen im Münchner ÖPNV: Die Grünen und die Linke im Stadtrat nehmen die Ergebnisse einer repräsentativen Studie zum Anlass, um schnelles Handeln zu fordern.
Guido Verstegen
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Der Kreisjugendring hat Münchnerinnen und Münchner bis 27 Jahre zur Mobilität befragt. Vor allem die Erfahrungen junger Frauen sind erschreckend. (Symbolbild)
Der Kreisjugendring hat Münchnerinnen und Münchner bis 27 Jahre zur Mobilität befragt. Vor allem die Erfahrungen junger Frauen sind erschreckend. (Symbolbild) © Nicolas Armer/dpa

Eine vom Münchner Kreisjugendring (KJR) in Auftrag gegebene Mobilitätsstudie zeigt: Jede vierte junge Frau fühlt sich nachts nicht sicher, wenn sie in U-Bahn unterwegs ist. Befragt wurden Münchnerinnen und Münchner im Alter zwischen 14 und 27 Jahren. Die Stadtratsfraktion "Die Grünen/Rosa Liste/Volt" fordert deshalb die Einführung der SafeNow-App in U- und S-Bahn.

Für mehr Sicherheit im Münchner ÖPNV: Schnelle Hilfe per App

Die Ergebnisse der repräsentativen Studie des KJR zur jungen Mobilität in der Stadt in Zusammenarbeit mit dem Institut für empirische Soziologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg seien "alarmierend", heißt es in einer Mitteilung der Fraktion.

75 Prozent der befragten Frauen gaben demnach an, in den Nachtstunden den ÖPNV zu meiden, weil sie sich unsicher fühlten, während es bei Männern 38 Prozent waren. 28 Prozent der Frauen wurden der Studie zufolge sogar bereits sexuell bedrängt.

Sicherheit für Frauen im ÖPNV: "Dafür ist natürlich eine Gesamtstrategie notwendig"

Die Hälfte der Befragten gab an, dass sie sich bei ihren Wegen im öffentlichen Nahverkehr Strategien zurechtgelegt haben, um für bedrohliche Situationen gewappnet zu sein oder sie zu vermeiden, indem sie beispielsweise das Handy am Ohr halten oder den Haustürschlüssel in der Hand haben. Die "Süddeutsche Zeitung" hatte zuerst über die Resultate der Studie berichtet.

Während sich tagsüber mehr als 95 Prozent der jungen Menschen im öffentlichen Nahverkehr sicher fühlen, sind es in der Nacht nur 54 Prozent, heißt es in der repräsentativen Studie des Kreisjugendrings (KJR) zur jungen Mobilität in der Stadt in Zusammenarbeit mit dem Institut für empirische Soziologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. (Symbolbild)
Während sich tagsüber mehr als 95 Prozent der jungen Menschen im öffentlichen Nahverkehr sicher fühlen, sind es in der Nacht nur 54 Prozent, heißt es in der repräsentativen Studie des Kreisjugendrings (KJR) zur jungen Mobilität in der Stadt in Zusammenarbeit mit dem Institut für empirische Soziologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. (Symbolbild) © imago images/Imagebroker

SafeNow-App wurde auch auf dem Oktoberfest eingesetzt 

Es sei wichtig, die Sicherheit im öffentlichen Raum für Frauen zu erhöhen, finden die Grünen: "Dafür ist natürlich eine Gesamtstrategie notwendig, die auch die Sicherheitsbehörden mit einschließt. Ein Baustein lässt sich schnell und unkompliziert umsetzen: die App SafeNow."

Die Sicherheits-App SafeNow wurde heuer auch auf dem Oktoberfest eingesetzt.
Die Sicherheits-App SafeNow wurde heuer auch auf dem Oktoberfest eingesetzt. © imago images/Eibner-Pressefoto

Mit deren Hilfe kann man bei Situationen, in denen man sich bedroht fühlt, unauffällig per Knopfdruck eingespeicherte Personen benachrichtigen. Darüber hinaus können sogenannte SafeNow-Zonen eingerichtet werden, in denen das Sicherheitspersonal oder Awareness-Personen benachrichtigt werden und den genauen Standort erhalten, um schnell helfen zu können.

"Tagesspiegel": SafeNow-App in Berlin getestet, aber nicht eingeführt 

"Wir beobachten, dass SafeNow das Sicherheitsgefühl dort deutlich stärkt, wo Menschen befähigt werden, schnell und unauffällig Hilfe für sich oder andere zu holen. In einer wissenschaftlichen Studie gaben 94 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer an, sich mit der SafeNow App sicherer oder sogar deutlich sicherer zu fühlen", berichtet SafeNow-Gründer Tilman Rumland über Tests der Bahn in Zusammenarbeit mit der Bundespolizei in Berlin.

In der Bundeshauptstadt verzichtete man allerdings auf die Notruf-App, wie der "Tagesspiegel" im Juni berichtete. Die App hätte demnach die Entscheider nicht nachhaltig überzeugen können, obwohl sie Potenzial habe. Die Fraktion "Die Grünen/Rosa Liste/Volt" hält dagegen: In Clubs wie der 089-Bar oder im Schottenhamel-Zelt und im Hofbräu-Festzelt sei das schließlich erfolgreich erprobt worden. 

Mona Fuchs: "Es braucht einen Rettungsanker in der Jackentasche"

"Wir können nicht hinnehmen, dass Mädchen* und junge Frauen* nachts in U-Bahn und Bussen nicht sicher sind", wird die Fraktionsvorsitzende Mona Fuchs in der Mitteilung zitiert: "Es braucht einen Rettungsanker in der Jackentasche! Die technische Lösung dafür gibt es, nutzen wir sie!"

Die Hälfte der Befragten gab an, dass sie sich bei ihren Wegen im öffentlichen Nahverkehr Strategien zurechtgelegt haben, um für bedrohliche Situationen gewappnet zu sein oder sie zu vermeiden. (Symbolbild)
Die Hälfte der Befragten gab an, dass sie sich bei ihren Wegen im öffentlichen Nahverkehr Strategien zurechtgelegt haben, um für bedrohliche Situationen gewappnet zu sein oder sie zu vermeiden. (Symbolbild) © imago images/Westend61

Linke warnt und fordert Kampagne: "ÖPNV darf kein Angst-Raum sein"

Auch die Stadtratsfraktion "Die Linke/Die Partei" sieht dringenden Handlungsbedarf und hat in ihrem Antrag einen Neun-Punkte-Katalog an Ideen erstellt. ÖPNV dürfe "kein Angst-Raum" sein, heißt es da. Der Wunsch der Linken: Die Stadt möge gemeinsam mit der MVG eine Sensibilisierungskampagne unter dem Motto "Nahverkehr sicher – für alle" initiieren.

"Das subjektive Unsicherheitsgefühl und reale Belästigungserfahrungen führen dazu, dass junge Frauen ihre Mobilität einschränken oder vermeiden. Dies ist nicht nur eine Frage der Sicherheit, sondern eine der sozialen Gerechtigkeit und Gleichberechtigung", so die Fraktion. ÖPNV könne nur funktionieren, wenn er für alle Menschen gleichermaßen nutzbar sei. 

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  • Radl Rainer vor einer Stunde / Bewertung:

    Wer das Problem nicht versteht, kann es nicht lösen. Eine App ist kompletter Blödsinn und kommt von Menschen, die keinen technischen Sachverstand haben. Überhaupt, geht es um "gefühlte Sicherheit" oder um "reale Sicherheit"?

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  • OnkelHotte vor 3 Stunden / Bewertung:

    Kernfrage: gibt es im gesamten ÖPNV ein flächendeckendes Netz oder müssen ma vorausschauend starlink vom Elon Musk kaufen …

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  • Ali Kante vor 4 Stunden / Bewertung:

    Und wie immer wird der eigentliche Grund- also der rosarote Elefant im Raum - für die Ängste und Unsicherheit der Frauen und Mädchen nicht benannt. Es hängt mir zum Halse heraus...

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