Enkeltrick: Dreister Rumäne geht der Polizei ins Netz

Mit dem „Enkeltrick“ wollte eine Bande einer Seniorin in Neuperlach 10.000 Euro abnehmen. Aber ein Bankbeamter war aufmerksam und die 66-Jährige informierte die Polizei. Ein Täter (34) ist in Haft, jetzt wird nach seinen Komplizen gefahndet.
von  Abendzeitung
Zwei Polizisten mussten sich am Wochenende gegen eine 34-jährigen Österreicher zur Wehr setzen.
Zwei Polizisten mussten sich am Wochenende gegen eine 34-jährigen Österreicher zur Wehr setzen. © dpa

MÜNCHEN - Mit dem „Enkeltrick“ wollte eine Bande einer Seniorin in Neuperlach 10.000 Euro abnehmen. Aber ein Bankbeamter war aufmerksam und die 66-Jährige informierte die Polizei. Ein Täter (34) ist in Haft, jetzt wird nach seinen Komplizen gefahndet.

Eigentlich ist die Masche ziemlich plump, aber sie klappt. Betrüger rufen ältere Münchner an, bevorzugt Frauen, tun recht freundlich und sagen: „Mensch, kennst du mich nicht mehr?“ Die verwirrten Opfer fragen dann vorsichtig: „Bist du’s, Florian?“ – „Ja freilich“, sagen die fiesen Abzocker dann und tun so als seien sie ein Enkel oder Neffe, der gerade Geld braucht, um ein Auto zu kaufen oder ein Haus zu bauen. Ob die liebe Oma sich da nicht ein bisschen beteiligen könne?

Auch wenn Reinhold Bergmann, Leiter des Kommissariats Trickbetrug bei der Polizei, glaubt, dass der Trick in 90 Prozent aller Fälle nicht fruchtet – mit den übrigen zehn Prozent verdienen sich die Betrüger ein goldenes Näschen: 2007 verzeichnete die Polizei im Stadtgebiet 156 Enkeltrickbetrüger- Delikte mit einem Gesamtschaden von 250 000 Euro. Und auch heuer haben Betrüger schon 111 Münchner ausgenommen und dabei rund 200 000 Euro erbeutet.

Aufmerksamer Bankbeamter

Am Montag allerdings konnte die Polizei einen Täter festnehmen – dank Manfred T. (51), einem aufmerksamen Bankangestellten der Hypo- Vereinsbank. Der war auf eine Neuperlacherin (66) aufmerksam geworden, die 10.000 Euro von ihrem Konto abhob, um das Geld ihrem Neffen zu geben. Der, so erzählte die Rentnerin, habe angerufen und auf dem Weg zu ihr einen Verkehrsunfall gehabt. Wenn er das Geld nicht bekomme, würde sein Führerschein eingezogen, so die Rentnerin. Das habe ihr ein „Kommissar Krüger“ am Telefon mitgeteilt.

Als Manfred T. Bedenken äußerte, wurde auch die Rentnerin misstrauisch – und ging zur Polizei. Mehrere Beamte begleiteten die 66-Jährige nach Hause und warteten mit ihr auf den Abholer des Geldes. Gegen 14 Uhr stand dann ein Rumäne (34) vor der Tür. Als die Handschellen klickten, tat er recht überrascht: Er sei Straßenmusikant, habe von einem Unbekannten den Auftrag erhalten, hier Geld abzuholen.

Mit der Masche kam er aber nicht weit: Gegen ihn, bisher bei der Polizei ein unbeschriebenes Blatt, erging Haftbefehl. Jetzt soll eine Funkzellenauswertung seines Handys zu den anderen Mitgliedern der Betrügerbande führen. Die Polizei lobte ausdrücklich das Verhalten des Angestellten der Hypo-Vereinsbank, der gestern die 10.000 Euro der 66-Jährigen wieder zurück aufs Konto buchte.

Am besten sei es aber, wenn Rentner sich ein gesundes Misstrauen bewahren – so wie eine Seniorin (81) aus der Isarvorstadt, bei der sich am Dienstag eine „Angehörige“ meldete, die 20.000 Euro für einen Immobilienkauf wollte. Die Rentnerin legte einfach den Telefonhörer auf. Generell empfiehlt die Polizei, wenn man sich nicht sicher ist, Verwandte oder die Polizei anzurufen.

Daniela Transiskus

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