Ende eines Ehe-Martyriums
GIESING - „Lass’ dir von dem Kerl nichts gefallen“, rieten Nachbarn. Doch Safiye T. fand nicht die Kraft, sich gegen ihren rabiaten Ehemann Hasan (31) zu wehren. Am Sonntag erschlug sie der Frührentner mit einer Krücke.
„Lass’ dir von dem Kerl nichts gefallen“, rieten Nachbarn. Doch Safiye T. fand nicht die Kraft, sich gegen ihren Am Sonntag erschlug der Frührentner Hasan seine Frau mit einer Krücke. Anschließend ging er mit seinem Söhnchen Mehmet-Ali (18 Monate) in eine nahe gelegene Tankstelle an der Chiemgaustraße, um sich ein Päckchen Zigaretten zu kaufen – erst dann rief er den Notarzt. Seine Frau war da bereits tot.. Mit einer Mischung aus Entsetzen und Hilflosigkeit verfolgten die Nachbarn in dem Mehrfamilienhaus an der Chiemgaustraße das Martyrium der 24-jährigen Türkin. „Er hat sie täglich geschlagen“, erzählt eine Bekannte, „er hat sie mit kochendem Wasser verbrüht, sie regelrecht gefoltert“.
Damit niemand die blauen Flecke undWunden an Safiyes Körper zu Gesicht bekam, musste sie immer verschleiert und mit einem langen Mantelkleid herumlaufen. Wie zum Hohn hatte er an die Wohnungstür einen Button geklebt: „Schöne Grüße von Hasan“ steht drauf.
Schweigen aus Scham und Angst
Immer wieder hörten Nachbarn Safiye weinen. Sie riefen die Polizei. Die Beamten wollten helfen, doch die junge Türkin schwieg aus Scham und Angst. Selbst als ein Nachbar den Schläger bei der Polizei anzeigte, wollte sie nicht gegen ihren Mann aussagen. Hasan ist mit 31 Jahren bereits Frührentner. Ärzte hatten bei ihm einen Gehirntumor festgestellt. Seinen Job als Hotelfachmann konnte er nicht mehr ausüben. Gelegentlich jobbte er beim Metro. Den ganzen Frust über sein verpfuschtes Leben reagierte er an seiner Familie ab. Er verprügelte seine Mutter, seine Schwester und auch seinen jüngeren Bruder. Doch am schlimmsten sprang er mit seiner Frau um.
Ihre Familie in der Türkei schützte sie nicht. Als ein Bekannter aus München bei ihnen anrief, bekam er nur zu hören: „Unsere Tochter lebt jetzt bei ihrem Mann in Deutschland, wir können nichts für sie tun.“ Erst vor gut einer Woche prahlte er gegenüber einer Nachbarin: „Wenn Safiye stirbt, mache ich auf unzurechnungsfähig, dann kann ich nicht bestraft werden“.
Das Unfassbar
Am Sonntag eskalierte der Streit tatsächlich. Hasan T. schnappte sich eine Krücke und prügelte damit sein Frau durch die Wohnung. „Als die Krücke abbrach, nahm der Täter die andere und schlug weiter zu“, erklärte Polizeisprecher Wolfgang Wenger. Blutend brach Safiye zusammen. Unfassbar: Statt sich um seine Frau zu kümmern, nahm er Mehmet-Ali auf den Arm und ging mit ihm zu einer Tankstelle um die Ecke, um sich eine Schachtel L&Mzu kaufen.
Anschließend verständigte Hasan T. den Notarzt. Seine Frau sei in der Wohnung gestürzt, behauptete er. Um die Wunden zu verbergen, band er ihr ein paar Mullbinden um den Kopf. Die Sanitäter schalteten sofort – und riefen die Polizei.
Ralph Hub
- Themen:
- Polizei