Elektronischer Frickel-Sound
Jersey beweisen,dass innovativer Pop auch mal aus Berlin kommen kann
Wir versuchen jetzt einmal, Jersey ganz ohne Vorwissen zu hören und spielen Herkunftsland raten. In diesen sich langsam, gemächlich entwickelnden Klanggebilden von Jersey und ihrem elektrogrundierten Beat hören wir akustische Songwriter wie Josh Rouse, elektrifizierte Künstler wie Jim O'Rourke, ahnen jenes großartige Wilco-Album „Yankee Hotel Foxtrott“. Allerdings mit, zu Gunsten eines sanften Pop-Fließens, fast gänzlich zurückgeschraubtem Country-Feeling.
Die Preisfrage ist natürlich, wo auf der Welt sich dieser akustisch aufgewärmte Elektro-Frickel-Sound sonst noch findet. Weilheim und seine Notwist liegen da zwar nicht gleich auf der Zunge, aber die Ähnlichkeit ist verblüffend. Und belegbar, denn Andreas Haberl und Max Punktezahl haben für eben jene Gruppe schon gearbeitet. Gut, zugegeben, für letztere Info haben wir im Presseinfo gespickt.
Jersey, die Band um Marion Gerth, ehemals bei Fred is Dead, kommen aus Berlin. „Intinerary“ ist der Titel ihres zweiten Albums. Der Sound dieses Album ist von erstaunlicher Komplexität und Feinheit. Besonders überzeugen die Vokalarrangements, die, so selbstverständlich in das Klangbild eingepasst, bei deutschen Pop-Gruppen selten sind. Denn nicht nur die Gestaltung der Einzelheiten, sondern auch die Zusammenstellung ist entscheidend.
Christian Jooß
Rote Sonne, Maximiliansplatz 5, Dienstag, 22 Uhr, Eintritt: 13 Euro, Informationen unter www.rote-sonne.com
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