Eklat auf dem Kirchentag

Flugblätter mit Porträtfotos von Opfern auf dem Boden, ein lautstarker Zwischenruf auf der Bühne: Opfer-Vertreter haben am Freitag eine Missbrauch-Debatte auf dem Kirchentag in München gestört.
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Norbert Denef zeigt ein Bild eines Opfers
dpa Norbert Denef zeigt ein Bild eines Opfers

MÜNCHEN - Flugblätter mit Porträtfotos von Opfern auf dem Boden, ein lautstarker Zwischenruf auf der Bühne: Opfer-Vertreter haben am Freitag eine Missbrauch-Debatte auf dem Kirchentag in München gestört.

Zwischenfall auf dem Kirchentag: Als der Rektor des Berliner Canisius-Kolleg, Klaus Mertes, sich über die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche äußern wollte, hat ein Missbrauchs-Opfer die Veranstaltung gestört und den Verantwortlichen Vorwürfe gemacht und Versäumnisse vorgehalten.

Der Vorsitzende des „Netzwerks Betroffener von sexualisierter Gewalt“, Norbert Denef, stellte sich vors Podium und warf den Veranstaltern lautstark vor, nicht die Opfer zu Wort kommen zu lassen, sondern „diejenigen, die die Täter geschützt haben“. Mertes rief er zu: „Sie haben versagt, treten sie ab!“

Mertes hatte im Januar als einer der ersten das Schweigen gebrochen und Missbrauchsfälle an seiner Schule thematisiert. Der Jesuitenpater rief dazu auf,. „die Frage nach den Machtstrukturen in der katholischen Kirche zu stellen.“ Unter großem Beifall von rund 6000 Zuhörern in der Messe Riem sagte er: „Wo ein offenes Wort schon Nestbeschmutzung ist, da rieche ich die Anfälligkeit für Machtmissbrauch.“

Pfiffe und Buhrufe erntete der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz Stephan Ackermann, als er bemängelte, dass Mertes und andere Podiumsteilnehmer mehr über katholische Sexualmoral als über die Opfer. Nach der Veranstaltung sagte der Trierer Bischof, er sei „über den Verlauf der Veranstaltung ziemlich erschrocken – weniger über die Störung als über die Statements zum Thema.“

Neben Mertes hatte auf dem Podium auch der katholische Theologe Wunibald Müller unter großem Applaus die Einführung des Frauenpriestertums und die Abschaffung des Zwangszölibats gefordert. Er übte scharfe Kritik an der Amtskirche: „Wir haben in den vergangenen 20 Jahren einen Personenkult entwickelt, der missbrauchsfördernd ist.“ In der Kirche fehle zudem eine offene Gesprächskultur. Es drohen schnell disziplinarische Konsequenzen und die Loyalität zur Kirche werde in Frage gestellt.

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