"Eitler Affe!" Udes Einsichten

Jetzt spricht der Spitzenkandidat der bayerischen Sozialdemokraten über Eitelkeit, Klugscheißer und Rapunzel. Und ihn ärgern „scheußliche Fotohandys” am Strand von Mykonos
Julia Lenders |
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Ein offenes Wort: Wer in die Politik geht, muss eitel sein, sagt Münchens Dauer-OB Christian Ude.
dpa Ein offenes Wort: Wer in die Politik geht, muss eitel sein, sagt Münchens Dauer-OB Christian Ude.

MÜNCHEN Bürgerking. Sonnenkönig. Die Beinamen, die sich Münchens Dauer-OB Christian Ude im Laufe der Jahre erarbeitet hat, lassen keinen Zweifel: Bescheidenheit gilt nicht gerade als sein hervorstechendstes Charakter-Merkmal.

Doch das, so erklärte Ude jetzt, gehört quasi zur Ausgangs-Voraussetzung für einen Politiker: „Wenn man kein eitler Affe ist, geht man weder zum Theater noch zum Film, geschweige denn in die Politik”, sagte er in einem Interview mit der „Welt am Sonntag”. „Mir sind Menschen unheimlich, die das bestreiten.”

Mit seinem Entschluss zur Spitzenkandidatur für das Amt des Ministerpräsidenten hat er sich selbst vom baldigen Alt-OB zum Hoffnungsträger für die Zukunft hoch gehebelt. Er, der Rettungsschirm der Bayern-SPD.

Was ihm bei der neuen Aufgabe gewiss hilft: Als Nebenberufs-Kabarettist versteht sich Ude auf die Kunst der Inszenierung. Schon in der Schule stand er auf der Bühne. Wenn auch in anderer Form, als er es sich gewünscht hätte: „Ich wäre im Schultheater immer gern der Liebhaber gewesen, das war mir aber nie vergönnt”, erzählte er jetzt der WamS. „Diese Rollen haben immer die blond-blauäugig-sportlichen Typen gekriegt, ich musste den bösartigen Erbonkel oder den eifersüchtigen Schwiegervater spielen.”

Je besser er gespielt habe, desto entrüsteter seien die Unterstufen gewesen. Das helfe ihm heute bei Bürgerversammlungen, wenn er erklären müsse, wofür kein Geld da sei.

In der Politik, so meint Ude in dem „Expertengespräch über Schauspielerei”, sei es wenig ratsam, nur eine Rolle zu spielen. „Dann sind Leute, die geistreich sein wollen, am Ende Klugscheißer, wer sich als großer Intellektueller gerieren will, bei dem blitzt die Dummheit dann doch aus irgendeiner Formulierung raus.” Er selbst wolle sich im Wahlkampf nicht verstellen. Aber wie will eine Stadtpflanze einem Bauern vermitteln, dass sie seine Probleme ernst nimmt?

„Ich verstehe nichts von Ackerbau und Viehzucht, den ländlichen Raum muss ich mir jetzt fachlich aneignen”, räumt Ude ein. „Ich werde aber ganz bestimmt nicht den Rapunzel vom Bauernhof spielen, sondern bleiben, wie ich bin.”

Große Herausforderungen für einen, der ursprünglich bald in Pension sein wollte. Ganz ohne Publikum wäre er aber auch dann nicht gewesen. Nicht mal auf Mykonos: „Da sind so viele Deutsche, selbst wenn ich runtergehe zum Baden, sind da immer drei, vier, die ihr Kind mit einem dieser scheußlichen Fotohandys vorschicken.”

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