Einzigartig in Deutschland: Neue Super-Attraktion entsteht bei München

In Hallbergmoos entsteht derzeit eine rollende Dauerwelle zum Surfen. Es ist der erste Surfpark in Deutschland mit dieser Art von Wellen. Surfer können hier ab Mitte 2024 bis zur totalen Erschöpfung auf dem Wasser gleiten. Ein großer Mobilfunkkonzern sponsert die Anlage.
von  Hüseyin Ince
Bis zu 4.000 Gäste sollen an diesem Meeresgefühl einmal teilhaben können. Von Januar bis April 2024 ist eine lange Testphase geplant.
Bis zu 4.000 Gäste sollen an diesem Meeresgefühl einmal teilhaben können. Von Januar bis April 2024 ist eine lange Testphase geplant. © 02-Surftown

Hallbergmoos - Chris Boehm-Tettelbach, Initiator der neuen Surftown, muss lange überlegen, wenn man ihn fragt, wo auf der Welt er denn noch nicht surfen gewesen ist, als er am Dienstagnachmittag der AZ die 180 Meter lange und 120 breite Baustelle dieses künftigen Riesenbeckens in Hallbergmoos zeigt.

"Ich bin ein Wassermensch", sagt der Mann, der schon alle möglichen Formen des Wassersports ausprobiert hat. Wenn er wenig Zeit hat, "beschränkt" er sich auf Wind- und Kitesurfen, sowie eben Wellensurfen.

Das O2 gibt Geld für die Surfanlage im Norden von München

Mit seiner Idee eines Wasserbeckens mit rollenden – nicht stehenden – Wellen konnte er inzwischen auch einen mächtigen Sponsor begeistern. Wie seit Dienstag bekannt ist, wird sogar der Name der Location nach dieser besonderen Kooperation benannt: O2-Surftown wird dieser Ort heißen. Und der Telekommunikationsmogul O2 überweist vorerst eine Million Euro an Boehm-Tettelbach dafür, dass der Markenname so prominent verbreitet wird.

O2-Markenverantwortlicher Michael Falkensteiner ist begeistert. "Wer mit dem Flugzeug über die Anlage fliegt, wird im Wasser 'O2-Surftown' lesen können", sagt er. Und hier in der Nähe des Münchner Flughafens fliegen schließlich genügend Flugzeuge vorbei.

Weltweit gibt es nur sechs weitere Anlagen wie O2-Surftown

Nur sechs Anlagen weltweit gibt es derzeit, die mit dieser Technik in Hallbergmoos arbeiten: mit künstlich erzeugten Wellen, deren Intensität sich stufenweise steuern lässt. Damit kennt sich Boehm-Tettelbach gut aus. Schon vor 20 Jahren, als er die Eisbachwelle am Haus der Kunst für sich entdeckt hat, bastelte er mit den anderen Surfbegeisterten an der dortigen stehenden Welle, bis sie perfekt zu reiten war.

Die Baukosten für die Münchner Surfwelle: rund 30 Millionen Euro

Natürlich ist so eine stehende Welle wie am Eisbach nicht wie Naturwellenreiten. Daher hatte Wassermensch Boehm-Tettelbach – ein großer Fan von Meerwasser – schon vor etwa acht Jahren eine Vision: "Ich wollte das Meer nach München bringen", sagt er.

Damals arbeitete er in seiner Agentur Planworx, als ein Kollege davon erzählte, dass es weiterentwickelte Generatoren gebe, mit denen man in großen Becken naturnahe Wellen erzeugen könne. "Das Prinzip gibt es schon seit mehr als 40 Jahren", weiß Boehm-Tettelbach. Große Spaßbäder wie das frühere Alpamare hätten diese Technik schon genutzt.

62 Surfer können hier ab Juni 2024 gleichzeitig surfen

Als der Surftown-Chef davon hörte, tüftelte er an seinem Businessplan – der anscheinend gut ankommt. "Wir haben mittlerweile 30 Sponsoren", erzählt er. Das ist bei Baukosten von rund 30 Millionen sicher nicht verkehrt. Bis zu 4.000 Gäste sollen hier Platz haben.

Egal ob Anfänger oder Profis: 62 Surfer werden hier ab Juni 2024 gleichzeitig ins Becken steigen können. "Wer möchte, kann auf der stärksten Welle bis zu 15 Sekunden reiten", sagt Boehm-Tettelbach. Das sei aber eher was für Fortgeschrittene. Auf der Großwelle könne man sich richtig auspowern. "Wenn man das ein paar Mal nacheinander macht, braucht man erst einmal ein wenig Pause", sagt er.


Nachhaltigkeit und Wasserverschwendung? Verantwortliche wollen sich nicht äußern

Ein großes Thema bei dem Projekt in Hallbergmoos: Nachhaltigkeit und Wasserknappheit. Auch die AZ-Leser diskutieren unter dem Artikel darüber – viele halten die geplante Surfwelle für Ressourcenverschwendung. "Eigentlich eine schöne Idee. Und ich will ja eigentlich niemandem den Spaß verderben. Aber irgendwie passt so ein Ding nicht in die Zeit in der wir mit Wasser und Energie nachhaltiger umgehen sollten", schreibt etwa ein Leser. Und ein anderer kommentiert folgendermaßen: "Mit Wasser woher? Anscheinend hat man bei diesem Event nur an die Einnahmen gedacht und nicht an das wichtigste. Wasser wird knapp und teuer werden."

Die Verantwortlichen des Projekts möchten sich auf AZ-Anfrage (noch) nicht zum Thema Nachhaltigkeit äußern. Man habe sich dazu entschieden, "zum jetzigen Zeitpunkt nicht darauf zu reagieren", heißt es in einer schriftlichen Antwort. In den nächsten Monaten werde es jedoch "sicherlich weitere News rund um das Thema Nachhaltigkeit bei Surftown geben". Ob und wann es wirklich soweit sein wird, bleibt allerdings noch abzuwarten.

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