"Einzigartig in Deutschland“: Hier klingen Münchens Nächte nach Fledermaus-Liebe

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Würden Sie gerne hören können, wie das klingt, wenn Fledermäuse vor der Paarung balzen? Wie sie auf der Jagd Insekten orten oder rufen, um sich im nächtlichen Flug zu orientieren? Ihre sehr hohen Ultraschall-Laute sind fürs menschliche Ohr kaum hörbar.
Ab Sonntagabend geht das in München aber doch – und zwar in den Frühlingsanlagen in der Au, nördlich der Wittelsbacherbrücke. Dort eröffnet der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) Münchens ersten Fledermauspark. "Der ist einzigartig in Deutschland“, sagt die Biologin und Fledermausexpertin Lorena Heilmaier (35), "weil er unseren heimischen Fledermausarten den Lebensraum bietet, den sie brauchen.“

Fledermäuse fressen 1000 Moskitos pro Nacht
Der Insektenschwund macht den Münchner Fledermäusen zu schaffen – vor allem Große Abendsegler, Zweifarb-, Weißrand- und Zwergfledermäuse leben in der Stadt. "Jedes Tier frisst bis zu 1000 Moskitos pro Nacht“, sagt die Biologin. Und weil immer mehr Häuser und Dächer saniert und alte Bäume gefällt werden, fehlen ihnen Unterschlupfe. In den Frühlingsanlagen, schätzt Lorena Heilmaier, gehen 50 bis 100 Fledermäuse auf die Jagd nach Futter.

50 Kästen zum Schlafen in den Bäumen
Mit ihrem Team und vielen Freiwilligen hat sie im vergangenen Jahr deshalb auf einer fußballfeldgroßen Parkfläche 50 kleine und größere Fledermauskästen hoch in den alten Buchen und Kastanien aufgehängt. Dort können die Säugetiere (die nachts ausfliegen) tagsüber schlafen und auch geschützt ihre Babys gebären und stillen. Mitunter hängen bis zu 30 Weibchen mit ihren Babys in sogenannten "Wochenstuben“.

Jagd über einer wilden Nachtblüher-Wiese
Auch eine riesige Blühwiese mit Nachtblühern wie Nachtkerzen, Nachtviolen oder Wilden Karotten haben die Naturschützer angelegt. Dort tummeln sich, sobald es dunkel wird, etliche Nachtfalter – ein fantastisches Jagdrevier also für die Fledermäuse.

Ein Haufen mit alten Stämmen und Ästen soll obendrein Käfer und Spinnen anlocken – ebenfalls eine feine Fledermaus-Nahrung.
Ideal ist auch, dass durch die Frühlingsanlagen das Freibadbächl fließt, wo sich gern Wasserfledermäuse aufhalten. "Die sammeln Insektenwolken über dem Bach mit ihrer Flughaut ein, als wär’s ein Kescher“, sagt die Fledermausexpertin.

Tüftler vom Chaos-Computer-Club
Und dann, erzählt Lorena Heilmaier, sei ihr diese Idee gekommen, eine Säule zu installieren, die Fledermausrufe hörbar macht. Möglich gemacht hat das technisch komplizierte Projekt am Ende, dass sich Tüftler vom Chaos-Computer-Club, Europas größtem Hacker-Verein, damit beschäftigt haben, zusammen mit dem DJ und Artenschutz-Botschafter Dominik Eulberg.

Von der Wochenstube gleich zur Paarung
Die Parkeröffnung fällt in eine spannende Zeit im Fledermaus-Jahr. Gerade lösen sich die Wochenstuben auf, in denen die Fledermausbabys zwei Monate lang von den Weibchen aufgezogen worden sind.
"Gleichzeitig beginnt schon wieder die Paarungszeit“, sagt die Biologin, "da rufen die Männchen schon wieder nach den Weibchen, bevor es Richtung Winterquartier geht. Das hört sich ein bisschen an wie Vogelgezwitscher.“ Bis zu 50 Fledermauspaare werden sich zusammenfinden, die Frühlingsanlagen werden ab September also zum Liebesnest.

Paarung – mal ganz anders!
Was auch nicht jeder weiß: Fledermäuse paaren sich zwar im Spätsommer. Die Weibchen speichern das Sperma der Männchen aber erst mal über die Winterschlafzeit bis April in einer Samentasche – und werden erst dann schwanger. "So sparen sie sich im Frühling die Partnersuche und können gleich loslegen mit dem Schwangerwerden“, scherzt Lorena Heilmaier. Es gibt also viel zu lernen im neuen Fledermauspark.
INFO: Der Fledermauspark in den Frühlingsanlagen eröffnet diesen Sonntag (31.8.) um 19.30 Uhr. Ab 20 Uhr werden Fledermäuse im Jagdflug zu sehen sein. Ab 20.30 Uhr geht die Soundinstallation in Betrieb, die Fledermausrufe hörbar macht (von April bis Oktober). Der Park ist dauerhaft öffentlich und kostenlos zugänglich.
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