Einsatz der "Barber Angels" im Nußbaumpark: "Eine Herzenssache"

Audio von Carbonatix
Wer kein Zuhause hat, muss sich täglich lebensnotwendige Frage stellen: Wo schlafe ich, was esse ich, wo bin ich in Sicherheit? Auch mit Vorurteilen haben diese Menschen sehr oft zu kämpfen. Faul und dreckig seien sie und verlottert sowieso. Klar, ein Friseurbesuch ist für Leute ohne Wohnung finanziell kaum stemmbar.
Um diesen Menschen wieder etwas Würde zurückzugeben – und dazu gehört freilich, sich wohlzufühlen – engagiert sich der Verein "Barber Angels" immer wieder für wohnungslose Menschen – und zwar mit einem Gratishaarschnitt.
Die "Barber Angels", ein Verein, dessen Name wie eine Rockergang anmutet, besteht aus Friseurinnen und Friseuren, die sich in ganz Europa ehrenamtlich für Bedürftige engagieren und ihnen die Haare schneiden. So auch am Sonntag in München. Im Nußbaumpark haben sie ihre Station aufgebaut. Etliche stehen beim AZ-Besuch in der Schlange und warten auf eine neue Frisur. Wartezeit: eine knappe halbe Stunde.
"Auf der Welt passiert schon auch viel Gutes"
Auch Herr T., der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte, wartet hier: "Die Stimmung ist toll, die sehen so cool aus mit ihren Kutten. Und: Der Dienst am Mitmenschen – von Menschen, die hart arbeiten und ihren Sonntag hergeben. Da kommen mir die Tränen!", sagt er selig zur AZ. "Auf der Welt passiert schon auch viel Gutes. Das hier ist eins davon."

Von allen Seiten schlägt den "Barber Angels" Dankbarkeit entgegen, die Stimmung wird nur zwischenzeitlich durch einen Zwist von ein paar Jugendlichen am Rande kurz ein wenig angespannt, ansonsten scheinen alle tief berührt vom Einsatz der rockigen Ehrenamtler.
"Irgendwann merkt man, dass das einfach Menschen sind"
Einer von diesen ist Uwe Pichl (58), er organisiert das Event am Sonntag mit und ist seit neun Jahren bei den Barber Angels dabei. "Ich bin der Depp, der anschafft", sagt er und lacht ausgelassen. Er kennt viele der Leute, die kommen, nennt sie seine Stammgäste. "Mit seinem Handwerk der Gesellschaft etwas zurückgeben, das ist es. Als Schüler waren mir solche Leute suspekt, man macht einen Bogen um sie. Irgendwann merkt man, wenn man sich dazu setzt oder fragt, ob derjenige einen Kaffee will, dass das einfach Menschen sind."

Bei den Barber Angels geht es um mehr als nur um eine schöne Frisur. Es sei eine "Herzenssache", sagt Pichl. Und die Antwort kommt prompt von einer Frau neben ihm: "Danach fühlst dich wie ein neuer Mensch! Danke."
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