Einsam an Weihnachten? Hier finden Münchnerinnen und Münchner Hilfe

Die Feiertage im Corona-Modus liegen vielen Menschen schwer auf der Seele. Sybille Loew von der Münchner Insel versucht, zu helfen.
von  Ruth Frömmer
Weihnachten allein zu sein ist in Zeiten, in denen Ärzte und Politiker von Besuchen abraten noch einmal härter als sonst.
Weihnachten allein zu sein ist in Zeiten, in denen Ärzte und Politiker von Besuchen abraten noch einmal härter als sonst. © imago images/Action Pictures

München - Wer sich alleine fühlt oder jemanden zum Reden braucht, kann sich an Sybille Loew und ihre Kollegen der Münchner Insel wenden. Seit 48 Jahren gibt es die Lebens- und Krisenberatung. Täglich kommen im Schnitt 30 Menschen mit ihren Sorgen ins Marienplatz-Untergeschoss und finden qualifizierte Ansprechpartner - und das kostenlos. Finanziert wird das Angebot von den beiden großen Kirchen.

Die Insel: Besuche vor Ort sind gerade nicht möglich

Das Corona-Jahr war eine Herausforderung für die Insel. Die Räume unter der Erde sind klein und werden künstlich belüftet. Besuche vor Ort sind nicht möglich. Deshalb gibt es die Gespräche im Moment nur telefonisch. "Manche Menschen mit akuten, schweren Problemen brauchen aber das direkte Gespräch, das ist ganz wichtig", sagt Leiterin Sybille Loew. Für diese Fälle gibt es einen externen Raum.

Sybille Loew von der Münchner Insel.
Sybille Loew von der Münchner Insel. © Münchner Insel

Auch am Telefon kann man über seine Probleme sprechen

Der telefonische Kontakt ist nicht unbedingt schlechter. Manchen Menschen fällt es am Telefon sogar leichter, sich zu öffnen, weil sie sich anonymer fühlen. Ab 2021 soll es auch ein Angebot per Video-Gespräch geben. Lockdown, Homeoffice und Social Distancing - viele Menschen waren heuer von heute auf morgen einsam. Arbeiten, kochen, essen: Was man bisher noch mit den Kollegen geteilt hat, macht man jetzt alleine.

Auch soziale Angebote für einsame Menschen, Selbsthilfegruppen, Cafés, Boazn, Besuchszeiten in Altenheimen fallen weg. Wer in Not ist, kann sich an die Insel wenden. An den Feiertagen ist die Einrichtung geschlossen, aber ab dem 28. Dezember finden die Münchner dort wieder Rat.

Tipps: So kommen Sie gut über die Feiertage

Auch ohne Corona haben viele einsame Münchner ihre Probleme mit Weihnachten und allem, was dazugehört. In der Öffentlichkeit herrscht oft ein Bild von Gemeinschaft und Familie, das für viele leider nur ein Wunschtraum bleibt. Und jetzt, da die sozialen Angebote von Kirchen und Vereinen wegfallen, kann die Verzweiflung noch größer sein.

Sybille Loew von der Münchner Insel hat ein paar Tipps, wie man versuchen kann, die Weihnachtsfeiertage auch alleine zu überstehen und vielleicht sogar etwas Kraft zu schöpfen.

Welche Bedeutung hat Weihnachten für Sie überhaupt?

Lassen Sie die Feiertage nicht über sich hereinbrechen. Versuchen Sie, die Oberhand zu behalten. Gehen Sie in sich und machen sich bewusst, dass Sie selbst Weihnachten für sich gestalten können. Ohne auf andere zu schauen, fragen Sie sich: Welche Bedeutung haben die Feiertage für mich überhaupt? Wenn Sie religiös sind: Schauen Sie einen Fernsehgottesdienst.

Wenn nicht, gönnen Sie sich ein besonderes Essen. Vielleicht gibt es ein Familienritual, das Sie auch alleine wieder aufleben lassen können. Und wenn Sie sich einfach auf einen gemütlichen Fernsehabend mit Pizza und Chips freuen - gönnen Sie es sich und machen es genau so. Wenn Sie nicht religiös sind, bedeuten Ihnen persönlich die Feiertage vielleicht auch nichts. Dann setzen Sie sich nicht unter Druck.

Machen Sie sich einen Plan

Ob Sie Ihre Wohnung auf Vordermann bringen, dekorieren oder doch noch einen Baum anschaffen: Nehmen Sie sich etwas vor für die Weihnachtszeit, was Sie genießen können, und dann machen Sie das auch. Gestalten Sie auch die Feiertage für sich ganz persönlich. Sei es mit Musik, einem schönen Buch oder Film.

Planen Sie etwas, das Sie gerne machen mögen. Auch einen schönen Spaziergang kann man sich vornehmen. Vielleicht gibt es eine Wanderung, die Sie schon immer mal machen wollten?

Schenken macht Freude 

Es macht auch Freude, anderen Menschen etwas zu schenken. Vielleicht den Nachbarn oder einem Verkäufer, den Sie gerne mögen? Etwas Selbstgemachtes, ein paar Plätzchen oder ein Blümchen. Auch ein hübsch verzierter Zweig, den Sie beim Spaziergang gefunden haben, ist eine nette Aufmerksamkeit. Überlegen Sie, wem Sie eine kleine Freude machen könnten. Und Sie werden sehen, das macht auch Ihnen selbst gute Laune.

Telefon-Verabredungen

Vielleicht gibt es jemanden, mit dem Sie sich am Telefon verabreden können. Jemand aus der Familie, eine alte Freundin oder einen alten Freund? Gut möglich, dass jemand sich freut, mal wieder von Ihnen zu hören. Sämtliche hier aufgeführten Angebote stehen allen Menschen zur Verfügung, unabhängig von religiöser Zugehörigkeit.

Münchner Insel: 089 2200 41 oder 089 2102 1848 Mo-Fr: 9-19 Uhr Do: 11-18 Uhr wieder ab 28.12.

Evangelische Telefonseelsorge: 0800 1110 111, täglich rund um die Uhr

Katholische Telefonseelsorge: 0800 1110 222, täglich rund um die Uhr

Kinder- und Jugendtelefon: 0800 1110 333, täglich rund um die Uhr

Ökumenische Notfallseelsorge: 9439 7520, täglich rund um die Uhr

Krisendienst Psychiatrie: 0180 6553 000, täglich rund um die Uhr Psychiatrische Soforthilfe, bei Bedarf Vermittlung von mobilen Einsatzteams und psychiatrischen Einrichtungen

Einsatzgruppe Seelsorge für Menschen, die an Covid 19 erkrankt sind: 0151 4240 2512, täglich rund um die Uhr

Sub Schwules Kommunikations- und Kulturzentrum: 8563 464 24, werktags 10-12 Uhr

Retla - die Organisation vermittelt Telefonpatenschaften speziell für ältere Menschen: 1891 0026, Mo-Fr: 10-18 Uhr wieder ab 28.12.

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