Eine Sozialwohnung - in bester Lage

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MÜNCHEN Macht es Sinn, mitten in allerbester Innenstadt-Lage Sozialwohnungen zu bauen? Diese Frage hat jetzt der Bund der Steuerzahler in Bayern (BdSt) aufgebracht.
Dessen Vize-Präsidentin Maria Ritch schrieb einen Brief an OB Christian Ude. Darin heißt es: Das betroffene Grundstück, 816 Quadratmeter „Am Einlaß” gleich gegenüber der Schrannenhalle, sei den Informationen des BdSt nach 12,24 Millionen Euro wert. Damit habe jede Sozialwohnung einen Verkehrswert von rund 670000 Euro. Das bringt die Steuergelder-Wächter ins Grübeln. „Uns gegenüber wurde in diesem Zusammenhang gerügt, dass mit diesem finanziellen Aufwand in einem anderen Stadtteil wesentlich mehr Sozialwohnungen geschaffen werden könnten”, schreibt Maria Ritch.
Anschließend zitiert sie noch aus einer „kritischen Zuschrift”. Darin rechnet jemand vor: Die Sozialmieter würden für eine der 80-Quadratmeter-Wohnungen voraussichtlich 428 Euro pro Monat bezahlen. Dabei könnte die Nettokaltmiete, so behauptet der nicht näher benannte Schreiber, bei 2800 Euro liegen. Eine Subvention, die er als „Fall für das Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler” bezeichnet.
Die Antwort auf dieses Schreiben kam nicht vom OB selbst – der war zum Zeitpunkt des Schriftwechsel gerade im Urlaub. Dafür erklärte Bürgermeisterin Christine Strobl die Position der Stadt.
Mit der Umsetzung des Bauvorhabens an diesem Standort werde „ein wesentlicher Beitrag zum Erhalt der Münchner Mischung, der stadtweiten Streuung verschiedener Einkommensgruppen beigetragen”. Die Stadt sei stolz, mit dieser Strategie den sozialen Frieden zu sichern. In allen Stadtbezirken solle es geförderten Wohnbau geben. „Ansonsten würde es in München über kurz oder lang abgehängte Stadtteile geben.” Mit ähnlichen Problemen wie in Paris, London oder Berlin.
Das Grundstück, um das es geht, gehöre außerdem der Stadt. Es müsse also nicht erst gekauft werden.
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