Nächster Investor-Schock in München? Welches Bauprojekt jetzt auf der Kippe steht

München - Einen fantastischen Blick über die Alpen sollten die Mieter und Eigentümer haben – vom 17. Stockwerk am südlichen Münchner Stadtrand. So versprach es die Büschl-Gruppe vor etwa einem Jahr in einer Mitteilung. Damit wollte sie ihr Projekt an der Neurieder Straße in Fürstenried anpreisen: Zirka 160 neue Wohnungen sollen hier in zwei Gebäuden entstehen.
Ralf Büschl plant neue Wohnungen in München – doch voran geht wenig
Doch vorangegangen ist auf der Baustelle seit Monaten nichts, weiß Ludwig Weidinger (CSU) vom örtlichen Bezirksausschuss. Offiziell habe der Investor ihm mitgeteilt, dass es Umplanungen gebe, um zu überprüfen, ob die Gebäude energieeffizienter gebaut werden können. Ist das wirklich der Grund, dass auf der Baustelle nichts vorwärts geht? Offenbar versucht der Grünwalder Investor gerade Grundstücke zu verkaufen. Das behauptet zumindest eine Bürgerinitiative.
Eines davon ist das in Fürstenried. Ein anderes befindet sich in Erding an der Haager Allee. Dort sind 900 Wohnungen und Reihenhäuser geplant. Baurecht ist allerdings noch keines geschaffen worden. Aber schon bietet Büschl das Grundstück offenbar zum Verkauf an. Alles ein ganz normales Geschäft – oder bahnt sich da die nächste Krise auf dem Münchner Immobilien-Markt an?

Brisant ist das, weil Büschl nicht irgendein Investor ist. Die Stadt verhandelt gerade mit ihm darüber, ob er den neuen Großmarkt in Sendling bauen darf. Hier hat Büschl die Pläne abgespeckt. Bis vor Kurzem träumte die Stadt noch, dass er 6000 Wohnungen, darunter viele bezahlbare, auf dem Areal bauen würde.
Grundstücksverkäufe und Unsicherheit: Büschl-Gruppe und die Immobilienbranche in München
In den neusten Unterlagen ist von Wohnungen keine Rede mehr. Und der Großmarkt ist so klein geplant, dass die Händler fürchten, dass es dort keinen richtigen Betrieb mehr geben kann. Und durch noch ein weiteres Projekt ist Büschl berühmt geworden: Er plant die zwei 155 Meter hohen Türme an der Paketposthalle. Gegen die Planungen gibt es Widerstand. Die Bürgerinitiative Hochhaus Stopp rund um den CSU-Landtagsabgeordneten Robert Brannekämper sammelt seit 2021 Unterschriften, um mit einem Bürgerbegehren die Hochhäuser zu verhindern.

Dass Büschl gerade versucht, Grundstücke zu verkaufen, hat die Initiative aus der Immobilienbranche mitbekommen. Dort laufen die Geschäfte eher im Verschwiegenen ab. Schließlich bietet niemand Grundstücke, auf denen Hunderte Wohnung Platz haben, bei Immoscout im Internet an. Dass Büschl bereits jetzt versucht, Grundstücke zu verkaufen, bei denen die Fertigstellung noch in weiter Ferne liegt, alarmiert die Hochhausgegner: "Es wäre eine Katastrophe, wenn an der Paketposthalle am Ende eine Bauruine steht", sagt Wolfgang Czisch von der Bürgerinitiative.
Auch der Traum vom Konzertsaal in der denkmalgeschützten Halle wäre dann passé, meint er. Die Bürgerinitiative hat inzwischen nach eigenen Angaben 27.000 Unterschriften gesammelt. 33.000 seien etwa notwendig, damit es zum Bürgerentscheid kommen kann. Nächstes Frühjahr will die Initiative einen großen Anlauf starten, sagt der CSUler Brannekämper. Sein Ziel ist, dass 2024 die Münchner an den Wahlurnen entscheiden.
Grundstücke zu kaufen, Baurecht zu schaffen und diese bebaut oder unbebaut zu verkaufen, bezeichnet Stephan Heller, der die Pressearbeit für Büschl übernimmt, als "Kerngeschäft des Unternehmens". Alles ganz normal. "Die beiden wichtigen Vorhaben, die Entwicklung des neuen Münchner Großmarkts, aber vor allem die Entwicklung des Paketpost-Areals sind Projekte, die von der Büschl-Gruppe mit viel Engagement und Einsatz betrieben werden", schreibt er.
In der Haager Allee in Erding entstünde gerade Baurecht für 700 Wohneinheiten. Dieses Objekt werde von der Büschl-Gruppe nach der Projektentwicklung ganz normal im Markt verkauft werden. Gleiches gelte für das Vorhaben in der Münchner Neurieder Straße. Und weiter: "Natürlich kann es bei jedem Projekt Veränderungen geben. Das lässt sich nie ausschließen. Die Büschl-Gruppe will und kann die Paketposthalle so, wie vorgestellt, realisieren."