Ein Wolf auf Durchreise
München Der Bund Naturschutz (BN) fordert von der Staatsregierung ein klares Bekenntnis zum „bayerischen Ur-Einwohner Wolf“. „Das Bild von der blutrünstigen Bestie ist ein Trugbild“, sagt BN-Landesbeauftragter Richard Mergner.
Vor allem die oberbayerischen Almbauern müssten wieder lernen „mit dem Wolf zu leben“ – und die Politik müsse dabei Hilfestellung leisten. Denn, davon sind die Naturschützer überzeugt: Der Wolf, der jetzt im Inntal nachgewiesen wurde, wird nicht der letzte in Bayern sein. In Deutschland leben bereits 25 Wolfsrudel, die meisten in Sachsen, Brandenburg und Niedersachsen.
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Außerdem streunen 35 Wolfsfamilien durch die italienischen und französischen Südalpen, in der Schweiz wurden zuletzt mindestens 17 Tiere gezählt. „Der bayerische Alpenraum gehört damit klar zu den möglichen und besonders geeigneten Wolfsgebieten“, sagt Christian Hirneis, Chef der BN-Kreisgruppe München. „Bayern ist Wolfserwartungsland.“
Der Freistaat sei extrem attraktiv für die Raubtiere, weil er für sie ein „unheimlich großes Nahrungsangebot an Wildtieren“ bereithalte. Angst um den Reh- und Hirschbestand müssten die Menschen aber nicht haben. „In Sachsen, wo der Wolf seit dem Jahr 2000 ansässig ist, nimmt das Rehwild sogar zu“, sagt Hirneis.
Das Hauptproblem in Oberbayern. Deren Besitzer seien entschädigt worden, das sei aber schon alles gewesen.
„Damals hätte man monatelang Erfahrungen im Umgang mit dem Wolf sammeln können. Aber es ist kaum etwas passiert“, kritisiert Umweltschützer Hirneis. Einige Wochen habe man mit Herdenschutzhunden aus der Schweiz experimentiert. Das war’s. „Dabei hätte man schon damals eigene Schutzhunde, Welpen, in die Herden integrieren können.“
Seit 2007 gibt es in Bayern den „Wolfsmanagementplan, Stufe 1“, der sich mit Wölfen befasst, die auf der „Durchreise“ sind. Die Fertigstellung des zweiten Teils (Stufe2), der den Umgang mit standorttreuen Wölfen behandelt, sei durch Abstimmungs- und Kompetenzprobleme zwischen dem bayerischen Umwelt- und Landwirtschaftsministerium jahrelang verzögert worden, kritisieren die Umweltschützer.
Mit dem Ergebnis, das am 30.April vorgestellt werden soll, sind sie nun alles andere als zufrieden. „Es ist eine theoretische Abhandlung ohne praktische Hinweise für die Almbauern“, sagt Christian Hirneis. Der Bund Naturschutz fordert deshalb, dass der bestehende 100000-Euro-Präventionsfonds auf eine Million Euro aufgestockt und zu einem Förderprogramm ausgebaut wird.
Mit dem Geld sollen Almbauern mobile Zäune oder Herdenschutzhunde bezahlen können oder einen Hirten anstellen, der ihre unbewachten Tiere hütet. Auch Prämien für den Schutz von Wölfen und anderen großen Beutegreifern könnten daraus gezahlt werden.
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