Ein Tisch für alle: Die Grünen fordern mehr Inklusion am Christkindlmarkt
München - Martin Laschewski steht am Freitag vor Willenborgs Crambambuli-Glühweinstand in der Kaufingerstraße. Zwischen vielen Stehtischen sind zwei Möbelstücke, die sich von den übrigen abheben. Laschewski hat sie entworfen und gebaut. Er ist Teil der gemeinnützigen Unternehmensgesellschaft FreiRaum-Viertel. Diese setzt sich für mehr Aufenthaltsmöglichkeiten auf den Münchner Straßen ein.
Mit der Stadtratsfraktion der Grünen kam Laschewski über das Thema Inklusion ins Gespräch. Sowohl dem Team des FreiRaum-Viertels als auch den Grünen ist es wichtig, mehr Begegnungsorte für alle Münchner zu schaffen. Inklusion braucht Barrierefreiheit. Um diese am Christkindlmarkt zu sichern und auszubauen, haben die Grünen am Freitag einen Antrag im Rathaus gestellt, wie die sozialpolitische Sprecherin der Grünen Sofie Langmeier erklärt.

"Wir haben versucht, eine Eierlegende Wollmilchsau zu schaffen"
Die Forderung der Fraktion: "Barrierefreiheit im öffentlichen Raum – Barrieren am Christkindlmarkt abbauen". Der Bedarf sei in jedem Fall da. Die Vorsitzende des Bezirks Altstadt-Lehel Andrea Stadler-Bachmaier meint: "Wir reden zwar ständig über Inklusion, aber es ist eben nicht selbstverständlich." Mit der Idee von einem inkludierenden Möbelstück wollen sie einen Anreiz geben, wie ein Miteinander im öffentlichen Raum aussehen kann.
Das hölzerne Möbelstück kann als Stehtisch und als Tisch zum Sitzen genutzt werden. Unter dem Modul sind zwei Hocker verstaut, die auch als kleine Tischerl verwendet werden können. Bei der tieferen Platte wurde darauf geachtet, dass sie für Personen im Rollstuhl und kleine Menschen geeignet sind. "Von mir aus kann man sie auch als Wickeltisch benutzen", sagt Laschewski und lacht. "Wir haben versucht, eine Eierlegende Wollmilchsau zu schaffen."
Modul bietet viele Möglichkeiten - Kritik gibt es trotzdem
Das Modul bietet tatsächlich viele Möglichkeiten, aber Kritik gibt es trotzdem. Es wurde bemängelt, dass der Tisch für Personen im Rollstuhl nicht unterfahrbar sei. Jetzt wird darüber nachgedacht, eine Erweiterung an der Seite zu montieren, die diese Option bietet, erklärt Langmeier. Zudem habe Laschewski die Rückmeldung bekommen, dass an der Seite Haken für Handtaschen fehlen würden. "Da habe ich nicht dran gedacht", erklärt er. Die Idee findet er aber durchaus gut.
Grünen-Sprecherin Langmeier findet solche Kritik wichtig für die Weiterentwicklung: "Man muss mal anfangen, damit man sieht, was besser werden kann." Sowohl die Grünen als auch der Erbauer wünschen sich für die Zukunft mehr solcher Möbel für den öffentlichen Raum. Zudem sollen sie längerfristig in Benutzung sein und nicht nur für ein Event gebaut werden. Stadler-Bachmaier fände es sinnvoll, wenn die Stadt eine Standardausstattung an solchen inkludierenden Möbeln hätte, die sich die Schausteller ausleihen könnten. Laschewskis Module bleiben nicht fest am Christkindlmarkt. Sie wurden am Tag der Vorstellung, also am Freitag, wieder entfernt.
Martin Laschewski: "Inklusion ist, dass wir alle miteinander ins Gespräch kommen"
Seine Prototypen sollen aber einen Anstoß geben. Er findet: "Inklusion ist, dass wir alle miteinander ins Gespräch kommen." Für ihn sei es "Blödsinn", dass verschiedene Personengruppen bei Veranstaltungen voneinander getrennt sind, weil nicht alle den gleichen Tisch nutzen können. Langmeier kann sich vorstellen, dass die Module als nächstes in der Weißenburgerstraße oder sogar in der Grünenfraktion aufgestellt werden.
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