Ein Schwimm-Meister voll in seinem Element
Freibad Hochsommersaison: Urlaub zuhause, Kopfsprung ins kühle Nass: Die Abendzeitung testet die Münchner Freibäder. Die Georgenschwaige in Schwabing
Es ist fast schon seltsam, dass sich zwischen Maurice Baumbachs Fingern keine Schwimmhäute spannen. So flink, wie der 24-Jährige durch das Schwimmbecken zischt – da könnte man fast denken, Wasser sei sein natürliches Element. Doch auch ohne Schwimmhäute hat er einen Beruf, der nicht besser zu ihm passen könnte: Baumbach ist Schwimm-Meister im Freibad Georgenschwaige.
„Schon als Baby konnte ich eher schwimmen als laufen“, erinnert sich Baumbach. Kein Wunder, denn die Begeisterung fürs Wasser liegt den Baumbachs in den Genen. Vater Baumbach war Schwimmer im Nationalkader der DDR. Anschließend arbeitete er als Schwimm-Meister und Trainer, ebenso wie Mutter und Schwester.
Auch Maurice schwamm als Kind auf Leistungsniveau. Er schaffte es bis zu den Ostdeutschen Meisterschaften. Heute trainiert er bei den „Delfinen Erding“. Sein Leben spielt sich meist in Schwimmbädern ab. Immer noch sprudelt er vor Begeisterung: „Mit Wasser kann man viel machen, reinspringen, tauchen, drauf surfen, schwimmen und andere schöne Sachen.“
Seine Leidenschaft hat sich Baumbach in dunklem Blau als Tattoo in den linken Unterarm stechen lassen: „Swimming“ schwingt sich da in Schreibschrift über die Haut. Wobei das S besonders groß ausfällt und für die zweite große Liebe in seinem Leben steht – seine Freundin Sabrina. Kennen gelernt hat er sie – wo sonst? – im Wasser, während seiner Ausbildung zum Schwimm-Meister. Heute arbeiten beide zusammen in der Georgenschwaige. „Zu zweit macht’s gleich doppelt Spaß“, sagt er. Wie wichtig sein Job ist hat er bereits an seinem dritten Arbeitstag erfahren. Damals, vor fünf Jahren, ist ein Mann mit einer Lungenblutung untergegangen. Die Rettungsschwimmer haben ihn aus dem Wasser gezogen und Baumbach musste das Krisenmanagement übernehmen: Krankenwagen rufen, Schwimmgäste, Rettungsschwimmer und dann auch noch sich selbst beruhigen. Am Ende dieses Arbeitstages war der junge Mann fertig mit den Nerven. Aber er wusste, dass er den richtigen Beruf gewählt hat. „Die Mischung aus Vergnügen und Verantwortung ist bei uns einmalig.“ Er zögert. „Naja, und bei welchem Job darf ich sonst so viel ins Wasser.“
tkw
Freizeitmöglichkeiten:
Eine rote gerade und eine bunte geschlängelte Rutsche. Das war’s. Früher gab’s ein Trampolin, die Zeiten sind vorbei. Note: 4
Liegewiese:
20 000 Quadratmeter. Ein paar Bäume für Schatten. Wenn die Sonne knallt, werden Schirme aufgestellt. Bei Hitze kann die Wiese richtig voll werden. Note: 2
Sauberkeit:
Einwandfrei. Eine Putzfrau kontrolliert ständig, ob Müll rumliegt, checkt Toiletten und füllt Papier nach. Note: 1
Gastronomie:
Ein Kiosk bietet verschiedene Schmankerl an. Kulinarische Knaller sind das nicht, aber die Speisen haben gutes Frittenbuden-Niveau: Pommes 2,30 Euro; paar Wiener mit Semmel 2 Euro; Currywurst mit Pommes 3,50 Euro; Maß Bier 5 Euro; Cola (0,5 Liter) 2,60 Euro. Note: 3-
Publikum:
Entspanntes Publikum, viele Pärchen und Familien mit Kindern. Note: 2
Flirtfaktor:
Kommt drauf an, auf was man steht. Wer sich auf verheiratete Frauen mit Kindern spezialisiert hat, findet im Freibad Georgenschwaige reichlich Gelegenheit zu flirten. Die beste Zeit für Seniorenflirts sind die frühen Morgenstunden, wenn das Wasser noch knackekalt ist. Junge kontaktfreudige Menschen kommen meist nur, wenn’s richtig heiß ist. Note: 3
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