Ein Parkplatz für ein Halleluja

Wenn in der Heiligen Nacht in der Schwabinger St.-Ursula-Kirche die Christmette beginnt, dann strahlen zwei Männer: Wie ein Münchner Philharmoniker in Schwabing sein Auto unterbringt: Ein Deal, der alle glücklich macht.
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MÜNCHEN - Wenn in der Heiligen Nacht in der Schwabinger St.-Ursula-Kirche die Christmette beginnt, dann strahlen zwei Männer: Wie ein Münchner Philharmoniker in Schwabing sein Auto unterbringt: Ein Deal, der alle glücklich macht.

Wenn in der Heiligen Nacht in der Schwabinger St.-Ursula-Kirche die Christmette beginnt, dann strahlen zwei Männer ganz besonders: Der Kantor Johannes Tribus – weil er mit dem Cellisten Stephan Haack einen der international besten Musiker in seinem Orchester hat. Und der Philharmoniker, weil er in der Parkplatz-Diaspora Schwabing als Gegenleistung das ganze Jahr neben der Kirche parken darf. Vergelt’s Gott.

Not macht eben erfinderisch. Parkplatznot erst recht. Stephan Haack kann ein Lied davon singen. Jedes Mal, wenn der Solocellist der Münchner Philharmoniker nach dem Konzert in Schwabing einen Parkplatz suchte, war rund um die St. Ursula-Kirche längst alles dicht. Denn direkt daneben wohnt Haack.

Nur hinterm Pfarrhaus entdeckte er auf dem privaten Kirchengrundstück ein paar Stellplätze, die Haack neidvoll beäugte. Sie brachten den pfiffigen Musikus auf eine Idee: Ein Parkplatz für ein Halleluja.

Der Kirchenmusiker der Pfarrei, Johannes Tribus, lauschte auf: „Als ich spitz kriegte, dass der Parkplatz-Bewerber ein Cellist bei den Philharmonikern ist, pirschte ich mich sofort ran...“ Haack solle in der Kirche spielen und dafür im Gegenzug eine Parkerlaubnis bekommen. Bei Haack fand er ein offenes Ohr: „Ich bin katholisch und habe schon als Kind immer gern in der Kirche musiziert.“

"Ich mache es gern für die Kirche und die Gemeinde"

Ob Weihnachten, an Ostern oder am Patrozinium – der Philharmoniker streicht sein Instrument wann immer er gebraucht wird und im Lande weilt. „Ich mache es gern: Für die Kirche, für die Gemeinde – und für den Parkplatz“, lacht er schelmisch. Er zahlt dafür auch einen Obulus: „Denn ich will keine Extrawurst.“

Dass Stephan Haack ein treuer Partner ist, weiß man in St. Ursula zu schätzen. Es zeigt sich auch in seinem Engagement als Professor an der Musikhochschule in Detmold. Einmal im Monat unterrichtet er dort die fortgeschrittenen Cello-Studenten. „Ich bin Detmolder, habe dort studiert, und bin sehr dankbar, dass das damals kostenlos war.“

Weihnachten verbringt Haack mit seiner Frau in München, denn er hat „Parkplatz-Dienst“. Wie in vielen Pfarreien wird auch in St. Ursula viel musiziert. Dort spielt die Musik seit 21 Jahren unter Leitung von Kantor Tribus. Der ambitionierte Musiker setzt auf Qualität und engagiert zum kircheneigenen Laien-Chor gern Profis aus Münchens Musikszene. Die können’s nach nur einer Probe.

Beste Kontakte zu den besten Musikern

Tribus hat dabei beste Kontakte. Die Instrumentalisten kommen - wie Haack - von den Philharmonikern, vom Symphonieorchester des BR, vom Rundfunkorchester, der Staatsoper und vom Gärtnerplatztheater. Seine Gesangssolisten rekrutiert Tribus beim Staatsopernchor.

Heiligabend, 17 Uhr, erklingt im „Schwabinger Dom“ die Missa in G von Franz Schubert, um 23 Uhr Christmette mit barocker Weihnachtsmusik. Am Ersten Weihnachtstag die Nicolai-Messe von Joseph Haydn. Der Pfarrer ist David W. Theil – selbst ein vorzüglicher Sänger. Beim Halleluja kann er dann ganz entspannt bleiben.

W. Bock, K. Ewen

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