Ein Ort in Schockstarre
Krailling/München - Der bestialische Mord an Sharon (11) und Chiara (8) – wie kann eine Mutter so etwas verkraften, ohne völlig wahnsinnig zu werden? Noch immer muss Anette S. (41) von Psychologen des Kriseninterventionsteams (KIT) betreut werden, ebenso wie ihr Lebensgefährte Klaus P. (52), der Gastwirt des Lokals „Schabernack”. Der Tod der beiden Mädchen hat die beiden völlig aus der Bahn geworfen. An eine geregelte Arbeit ist für sie derzeit überhaupt nicht zu denken.
Stammgäste und Personal führen den Betrieb in der Kneipe derzeit weiter. Am kommenden Mittwoch, spätestens Donnerstag sollen die Mädchen zu Grabe getragen werden. Freunde und Bekannte, werden Anette S. auf diesem schweren Gang begleiten und ihr Trost spenden.
Der Eingangsbereich zu dem Haus, in dem Sharon und Chiara ermordet wurden, gleicht inzwischen einem wahren Blumenmeer. Viele aus Krailling und dem ganzen Würmtal sind vor ihr Haus in die Margaretenstraße gekommen, haben einen letzten Gruß, eine Kerze oder ein Kuscheltier zurückgelassen.
„Verzweifelt nicht”, steht etwa auf einem Zettel, drauf, „wir sind bei euch”.
Am Freitag hatte das „Schabernack” nach dem Mord an den Mädchen erstmals wieder offen. Es kamen die Stammgäste – viele unter Tränen. Doch es schauen inzwischen vor allem Frauen mit Kindern in das Lokal, um für die Bestattung von Chiara und Sharon zu spenden. Bis zu hundert Euro haben manche in die große Glasvase geworfen, die dafür bereit steht. Am Sonntag waren schon mehr als 1000 Euro zusammengekommen.
Trauer und vor allem Furcht bestimmen den Alltag in Krailling und Umgebung. „Kaum auszudenken, dass der Täter aus dem Ort stammt und einer von uns ist”, munkeln die Einheimischen. Vor allem Familien mit kleinen Kindern machen sich große Sorgen.
Die Polizei hat bereits reagiert und die Zahl der Streifen massiv verstärkt. Außerdem sind Kontaktbeamte im Einsatz. Sie besuchen auch die Schulen in den Würmtalgemeinden, um mit Kindern und Eltern zu reden, ihnen die Angst zu nehmen und sie zu beruhigen.
Die Beerdigung der Mädchen soll wohl am Mittwoch oder am Donnerstag stattfinden. Auch der leibliche Vater der Ermordeten, Sven G., wird dann erwartet. Zur Tatzeit hatte er sich in Hamburg aufgehalten. Vom Tod seiner Töchter erfuhr er am Telefon.
Donnerstag früh waren Sharon und Chiara tot in der Wohnung aufgefunden worden. In der Nacht davor waren sie allen zuhause gewesen. Ihre Mutter hatte in der Musikkneipe „Schabernack” ausgeholfen, die ihrem Freund gehört. Das Wirtshaus liegt nur etwa 100 Meter von ihrer Wohnung entfernt. Als Tatwaffe kommen ein Messer und eine Hantel in Frage.