Ein kurioser Fall: Die Telekom kassiert eine Tote ab

Mitte Januar starb Helene Brenner (89) in einem Pflegeheim an Leukämie – doch die Gebühren für ihr Telefon soll sie bis Ende Februar bezahlen. Ihre Tochter weigert sich nun, die Gebühr zu zahlen. Die Telekom wiegelt ab.
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Helene Brenner (89) starb Mitte Januar.
az Helene Brenner (89) starb Mitte Januar.

Mitte Januar starb Helene Brenner (89) in einem Pflegeheim an Leukämie – doch die Gebühren für ihr Telefon soll sie bis Ende Februar bezahlen. Ihre Tochter weigert sich nun, die Gebühr zu zahlen. Die Telekom wiegelt ab.

MÜNCHEN Man könnte Ilona Brenner für knauserig halten. Für rechthaberisch. Oder sogar geizig. Doch in Wirklichkeit geht es ihr vor allem darum, ein Exempel zu statuieren: Seit mehr als vier Monaten kämpft die Münchnerin beharrlich um 20 Euro, die die Telekom im Januar und Februar vom Konto ihrer Mutter abgebucht hat, obwohl die Rentnerin damals erwiesenermaßen gar nicht mehr telefonieren konnte. Sie war zu diesem Zeitpunkt nämlich bereits tot.

Am 15. Januar war Helene Brenner, die an Leukämie litt und zudem noch schwerbehindert war, im Alter von 89 Jahren in einem Caritas-Heim in Regensburg gestorben. Noch am Tag ihres Todes informierte die Tochter die Telekom und reichte eine Woche später die Sterbeurkunde nach. Das Unternehmen bestätigte die Kündigung und versprach, „eventuell zu viel entrichtete Beträge mit der Schlussrechnung zu verrechnen“.

Keine Rückzahlung von der Telekom

So weit, so gut. Doch dann wurde nicht nur die Januar-Zahlung nicht zurückgezahlt, sondern zudem die Grundgebühr für den Februar abgebucht. „Da war ich schon ein wenig sauer“, erinnert sich die Tochter.

Mehrmals nahm sie daraufhin mit der Telekom Kontakt auf, mal rief sie bei der Servicenummer des Unternehmens an, mal schickte sie ein Fax an die Geschäftsleitung. Immer wieder bestätigte man ihr dort, dass die Februar-Abbuchung versehentlich passiert sei und ein Betrag von etwa 20 Euro sofort per Scheck an ihre Adresse zurückerstattet werde. Dieselbe Nachricht bekam sie am 28. März, 31. März, 18. April und 23. April. „Danach habe ich es aufgegeben, immer wieder nachzufragen.“

Es geht ums Prinzip

Skandalös findet die Münchnerin das Verhalten trotzdem: „Okay, es sind nur 20 Euro“, erklärt Brenner, „aber wenn täglich nur 1000 Kunden sterben, sind das 20000 Euro, die die Telekom einbehält und für die der Konzern Zinsen bekommt.“

Auch deshalb will das Unternehmen den fälligen Scheck jetzt schnell überweisen. „Die Ansprüche bestehen zu Recht, da hat einer anscheinend nur vergessen, auf den Knopf zu drücken“, sagt Markus Jodl, der Telekom-Sprecher der Region Süd, als ihm die AZ den Vorfall schildert. Jodl entschuldigt sich: „Die Zahlung muss nur nochmal angeschoben werden, in den nächsten 14 Tagen geht der Scheck raus.“ Ilona Brenner ist nun gespannt, welche Nachricht sie als nächstes von der Telekom erhält.

Daniel Aschoff

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