"Gibt kein schlechtes Wetter": Trotz Regen strömen Münchner ins neue Ökobad

Wolken und a bisserl Nieselregen? Macht Freibadhungrigen doch nichts aus. Es ist Juni, es hat sommerliche 20 Grad, also: Badewetter. Und so drängelt sich, als am Montagvormittag am "Naturbad Georgenschwaige" das rote Bandl zur Neueröffnung durchschnitten wird, am Eingang schon eine kleine Traube Menschen.

"Endlich ab ins Wasser!"
Sie könne es kaum erwarten, sagt Dolores Riley (82), die früher Krankenschwester und Vierkämpferin war, "endlich ab ins Wasser!"

"Gibt eh kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung!", ulkt die Schwabingerin Kitti von Hassel (35), Baby Apollonia auf dem Arm und ihre zweijährige Tochter Mafalda an der Hand.
Ein chlorfreies Oköbad, das sich selbst reinigt
Man versteht die Vorfreude und Begeisterung. Denn was die Badehungrigen wenig später zu sehen bekommen, macht wirklich Spaß. Aus dem alten Schwabinger Freibad aus den 1930er Jahren im Nordteil des Luitpoldparks ist ein chlorfreies Ökobad geworden, das sich quasi natürlich selbst reinigt – wie beim Vorbild Maria-Einsiedel-Naturbad in Thalkirchen.

Oben wächst Bambus, darunter sind Sand- und Kiesschichten
Dafür haben Arbeiter im Süden des Freibadgeländes einen 1000 Quadratmeter großen Bodenfilter mit mehreren Sand- und Kiesschichten angelegt. Oben wächst Bambus, unter den Bodenschichten liegt eine Folie. Das Badewasser aus allen Becken läuft wie durch Sprinkler auf den Bambus – und wenn das Wasser – durch den Boden getröpfelt – unten wieder herauskommt, ist es mikrobiologisch gereinigt und kann sauber zurück in die Becken.

Moderne Duschen und Umkleiden im neuen Flachbau aus Holz
Erst mal ist hinterm Eingang aber eine weite hügelige Wiese zu sehen, in der noch die alten Bäume von früher stehen. Die früheren Umkleiden am Eingang sind abgerissen. Dafür steht nun rechts, an der Nordseite des Bads, ein langer Flachbau aus hellem Weißtannenholz und viel Glas innen. Dort sind jetzt moderne Duschen, Toiletten und Umkleiden zu finden und ein überdachtes Liegedeck aus Holz.

Drei Schwimmbecken, Wasserfontänen, Wellenrutsche
Gleich davor liegt die Wasserfläche: Wie früher sind es drei Becken, ein Pool für Schwimmer (über eine Rampe auch für Rollstuhlfahrer zugänglich), einer für Nichtschwimmer mit flachem Strandeinstieg und Holzsteg in der Mitte. Daneben der neue Kinderbereich mit Wasserfontänen und Sprühnebelsäulen und kleiner Rutsche.
"Ein nachhaltiges Schmuckstück"
Kinder und Teenies können sich auf neu angelegten Spielplätzen mit Kletterparcours und Sand austoben. Ein Hingucker, an dem künftig wohl viel Andrang sein wird: die neue breite Wellenrutsche, über die man im Wasser liegend hinuntersausen kann.

Das beliebte Schwabinger Freibad ist vier Jahre geschlossen gewesen. Was nun dasteht, sei ein "Juwel, ein echtes nachhaltiges Schmuckstück", sagt Münchens Wirtschaftsreferent Christian Scharpf, der zur Eröffnung gekommen ist – samt Bäderchefin Nicole Gargitter, SWM-Personalgeschäftsführerin Gabriele Jahn und natürlich dem neuen, jungen Bad-Leiter Fabian Rein.
Nicht nur die Öko-Wasseraufbereitung macht das Bad besonders. Noch klimafreundlicher wird der Badebetrieb durch eine eigene Photovoltaikanlage. Eine riesige Wärmepumpe nutzt den Nymphenburger-Biedersteiner-Kanal, um das Badewasser in den Becken konstant auf 22 Grad zu beheizen – ohne fossile Energiequellen und CO2-Emissionen.
Vier Jahre geschlossen nach einem Brand
Nach einem Brand in einem Technikgebäude im März 2021 hatten die Stadtwerke (SWM), die die Münchner Bäder betreiben, das Freibad schließen müssen. Weil ein Umbau zum Naturbad länger geplant war, wurde es gar nicht erst wiedereröffnet. Immerhin zwei Zwischennutzungen hat es gegeben: 2021 kamen mit "Fritzi und Karl" Beachvolleyballplätze und Open-Air-Kino aufs Areal. Im Sommer danach konnten Anwohner sich bei "Fluffy Clouds" tummeln, einer Spielfläche, die die Kulturmacher um Michi Kern aufgebaut hatten.

Ein Jahr später eröffnet als geplant
Danach hätte das neue Bad im Sommer 2024 öffnen sollen. Doch viele Arbeiten verzögerten sich. Zum einen tauchten in den Gebäuden aus den 1960er Jahren Bauschadstoffe auf, die aufwendig entsorgt werden mussten. Und dann, erzählt SWM-Projektleiter Alexander Steger, seien immer wieder komplexe Themen aufgetaucht, von Rohrleitungen, die nicht dicht waren über den Bambus, der länger zum Anwachsen brauchte als gedacht bis zu Glasscheiben für die Waschräume, die spät geliefert wurden.
Schnell noch Holz eingelassen und Schutt weggeräumt
Bis zum letzten Moment hätten Mitarbeiter noch eilig Holz eingelassen, letzten Bauschutt vom Gelände geräumt, die Flächen gekehrt und geschrubbt.
Nun kann es also losgehen mit dem Badevergnügen. Es soll heiß werden diese Woche, bis zu 26 Grad sind angesagt. Und das bisserl Regen dazwischen? Ach was, Freibadfans wird es nicht schrecken.
Preise und Öffnungszeiten
Wie bei allen anderen Münchner Freibädern kostet der Tageseintritt ins Naturbad Georgenschwaige 6,30 Euro (ermäßigt vier Euro). Kinder bis zwölf Jahre kommen kostenfrei ins Bad.
Ebenso jeder, der einen "München-Pass" hat (oder in der Urlaubszeit einen "Ferienpass"). Das "Geo" hat bei jedem Wetter geöffnet. Von Montag bis Donnerstag ab 10 Uhr, Freitag, Samstag, Sonn-/Feiertage ab 9 Uhr. Schluss ist um 19 Uhr, bei schönem Wetter ist bis 20 Uhr auf.
Naturbad Georgenschwaige, Belgradstraße 195
- Themen:
- Stadtwerke München