Ein Heilungsplan fürs städtische Klinikum
Die Gesundung der städtischen Kliniken ist eine Operation – ohne Narkose. Dass es am Ende des finanziellen Heilungsprozesses nur noch vier statt der heute fünf Kliniken gibt, ist durchaus möglich. In den nächsten Wochen werden der Stadtrat und der Aufsichtsrat ein Zukunftsprojekt mit der Klinik-Chefin Elizabeth Harrison beschließen.
München - Dabei ist es auch noch offen, ob die Stadt nach dem Hygiene-Skandal Schadenersatzansprüche gegen die vier entlassenen früheren Geschäftsführer durchsetzen kann. Dazu gibt es ein 298 Seiten dickes Gutachten, wie Bürgermeister Hep Monatzeder (Grüne) berichtet.
Um die Finanzen der Klinikum GmbH (mit den Häusern Schwabing, Bogenhausen, Harlaching, Neuperlach, Thalkirchner Straße) steht es immer noch schlecht. 2011 schloss sie mit 53 Millionen Euro Miesen ab. Für dieses Jahr waren 39 Millionen Euro Defizit geplant. Es sind aber schon 45 bis 50 Millionen Euro.
Die Gründe sind, wie die AZ erfuhr:
Die Personalkosten lassen sich nicht so schnell senken wie geplant.
Die Kosten für den Sachaufwand seien immer noch höher als vorgesehen.
Zudem habe das Klinikum 18 Prozent mehr Ärzte als vergleichbare Krankenhäuser und 15 Prozent mehr Verwaltungspersonal.
Die Fallzahlen an Patienten seien zwar gestiegen, aber damit ließe sich nicht viel verdienen. Denn: Der so genannte „case mix“ habe sich verschlechtert. Das sind die schweren Fälle, an denen eine Klinik verdient. Die Stadt hat dabei auch den Nachteil, ein „Vollversorger“ sein zu müssen: Sie muss jeden nehmen.
Ein Ausweg soll eine neue „medizinische Architektur“ sein: In den Kliniken werden Kompetenz-Zentren gebildet.
Offen ist auch, ob ein Haus schließt. Eine Machbarkeitsstudie soll herausfinden, ob es sinnvoll ist, alle fünf Häuser zu behalten oder zwei zu fusionieren: Schwabing und Bogenhausen. Beide müssen aufwändig generalsaniert werden. Und: Beide haben einen großen gemeinsamen Einzugsbereich. Dagegen könnte sich im Münchner Westen am neuen Stadtteil Freiham ein Gebiet auftun, wo ein Krankenhaus gebraucht wird. Aber das wird erst nach 2025 geschehen.
Als nächstes wird der Stadtrat das Eigenkapital des Klinikums um 100 Millionen Euro aufstocken müssen. Die Frage ist, ob das reicht. Bis zur Sommerpause soll das neue Medizin-Konzept beschlossen werden.
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