American Way of Life in München: Cocktails, Jazz und Football erleben

Schulen, Kinos, Geschäfte und Diskotheken: Die nach dem Zweiten Weltkrieg in München stationierten US-Soldaten brachten die amerikanische Kultur in die Stadt. Besonders deutlich wird das in der "Ami-Siedlung“ am Perlacher Forst. Ab den 50er Jahren wohnten hier in München stationierte US-Soldaten und deren Familien. 1991 zogen die Truppen ab.
Das amerikanische Flair blieb, genau wie der ein oder andere Soldat. Einer, der wieder kam, ist Bill Beck. Nachdem er während der Besatzungszeit in München stationiert war, führt er heute die seit 1974 bestehende Pusser’s Bar. Die legendäre Cocktailbar ist aber nicht der einzige typisch amerikanische Ort der Stadt, an dem man eine kleine Reise in die USA machen kann. Ganz ohne den Großen Teich zu überqueren.
Die amerikanischsten Kinos der Stadt
Das Cincinnati Kino (Cincinnatistr. 31) ist eines der Etablissements, welche durch die hier stationierten US-Soldaten nach München kamen. Ganz im amerikanischen Stil verfügt das Kino über einen breiten Mittelgang und besonders viel Beinfreiheit. Aktuell lädt das Programm in den Wilden Westen ein – auch wenn "Das Kanu des Manitu“ zugegebenermaßen nur ein bedingt typisch amerikanischer Western ist.
Ein Ausflug ins Autokino ist im Cadillac Kino (Rosenkavalierplatz 12) möglich. Und das ganz ohne eigenes Fahrzeug, denn einer der Säle sieht aus wie der Innenraum eines alten Cadillacs im XXL-Format, mit samt Fensterkurbeln und riesigem Rückspiegel. Darüber hinaus bietet das im Stil der 50er-Jahre eingerichtet Kino einen weiteren Saal im Stil einer amerikanischen Terrasse, eine Bar und einen rotglänzenden Oldtimer im Eingangsbereich.

Cocktails schlürfen in der "Pusser’s Bar“
Die Pusser’s Bar (Falkenturmstr. 9) ist "Flüssige Geschichte“ sagt Bill Beck der AZ. Seit die Bar 1974 eröffnet hat, hat sich die Inneneinrichtung nicht verändert. Seit nun über 50 Jahren kann man hier die Atmosphäre einer klassischen New Yorker Cocktailbar genießen. Geführt wird die Bar von Bill und David Beck.
Man merkt sofort, dass Vater und Sohn Barkeeper und Gastgeber aus Überzeugung sind. Für beide ist klar: "Die Bar ist unser Lebenswerk“. Über die letzten Jahrzehnte haben sich in der Pusser’s Bar Prominente von Andy Warhol bis Hardy Krüger die Klinke in die Hand gegeben.
Ein extra für Helmut Schmidt kreierter Drink steht bis heute auf der Karte. Trotz all der Prominenz erklärt Bill Beck: "Die Pusser’s Bar ist eine Begegnungsstätte.“ "Unser Stammpublikum ist sehr breit. Mit Menschen aus allen Schichten und von 18 bis über 80.“

Des Weitern erzählt er: Zu den Münchner Stammgästen kommen Menschen "von überall, nicht nur aus den USA“. Dies ist die Gelegenheit, sich ganz wie in New York zu fühlen und mit Menschen aus unterschiedlichsten Ländern ins Gespräch zu kommen. Insgesamt lädt die Bar dazu ein, das Smartphone in der Tasche zu lassen und neue Leute kennenzulernen.
Auch nach 51 Jahren Barbetrieb sagt Bill Beck: "Ich lerne immer interessante Menschen kennen.“ Sein Sohn David Beck sagt, eine Bar sei eben nicht Social Media, sondern ein wahrhaft sozialer Ort. Die Bar als Begegnungsstätte scheint zu funktionieren. Stolz erzählt Bill Beck: "In der Pusser’s Bar haben sich bereits weit über 150 Paare kennengelernt“.
Der Signaturedrink der Pusser’s Bar ist der Painkiller. Mit Ananassaft, Kokosmilch und natürlich Pusser’s Rum "schmeckt der durch die Bank allen“, verspricht David Beck.
Musik im Jazzclub "Unterfahrt“
Jazz entstand um 1900 in der afroamerikanischen Community in den Südstaaten und verbreitete sich von dort aus über die ganze Welt. Eine der wichtigsten Adressen für Münchner Jazz-Liebhaber und Interessierte ist der Jazzclub Unterfahrt (Einsteinstraße 42).
Der Münchner Kult-Club wurde 1978 gegründet. Kurz nach seinem Umzug in die Einsteinstraße listete die renommierte amerikanische Jazz-Zeitschrift "Downbeat“ die Unterfahrt als einen der weltweit 100 besten Clubs.
Heute empfängt die Unterfahrt sowohl Münchner Talente als auch Größen aus aller Welt und natürlich immer wieder Musikerinnen und Musiker aus dem Mutterland des Jazz.

Diesen Donnerstag spielt ab 20.30 Uhr Jacques Schwarz-Bart in dem Jazz-Club. Der Saxofonist wurde 1961 in Guadeloupe geboren, lebt inzwischen aber in New York. In seiner Musik verschmelzen sein jüdischer Background, seine karibischen Wurzeln, Voodoo-Sounds und seine Spiritual Jazz-Vorlieben.
Über die USA lernen im Amerikahaus
Wer mehr über Nordamerika erfahren möchte, ist beim Amerikahaus (Karolinenplatz 3) an der richtigen Adresse. Das transnationale Zentrum bietet zum Beispiel Informationsangebote für Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler.
Zudem trifft sich regelmäßig, meist am ersten Mittwoch jeden Monat, ein kostenloser, öffentlich zugänglicher und englischsprachiger Buchclub im Amerikahaus. Beim nächsten Treffen am 3. September wird Hernan Diaz historischer Roman "Trust“, über die wilden 20er an der New Yorker Wall Street besprochen. Im Oktober nimmt sich der Buchclub mit Kurzgeschichten von Edgar Allan Poe einen echten Klassiker der US-amerikanischen Literatur vor.

Das Amerikahaus ist leider noch bis Ende des Monats in der Sommerpause. Ab September geht es dann aber wieder weiter mit spannenden Veranstaltungen. So stellt zum Beispiel am 17. September Bernd Greiners sein neues Buch "Weißglut: Die inneren Kriege der USA“ vor. Er forscht den Wurzeln von Donald Trump und der MAGA-Bewegung nach.
Football-Fieber im "Champions“
Der Name der "Champions“ Bar (Berliner Str. 93) ist Programm. Gerade Sportfans kommen hier auf ihre Kosten, denn das Restaurant in Schwabing zeigt diverse Sportarten. Fußball, Tennis und vor allem American Football. Der "Gameplan“ auf der Website zeigt, welche Sportarten und Spiele als Nächstes anstehen.

Auf der Karte stehen mit Chickenwings, Burgern, Spare Ribs und Steak die üblichen Diner-Favoriten. Hinzu kommen vegetarische Optionen, wie Blumenkohlwings und ein Caprese Burger mit Tomate und Mozzarella und ein Falafel Burger. Besonders empfehlenswert: die knusprigen Chickenwings.