„Ein Gegenentwurf zu den Coffeeshops“

Till Hofmann, 42, betreibt das Café Ringelnatz. Er ist Konzertveranstalter und künstlerischer Leiter etlicher Schwabinger Institutionen wie dem Lustspielhaus und der Lach- und Schießgesellschaft.
AZ: Herr Hofmann, eine Woche lang wird Ihr Café von Journalisten und AZ-Lesern besetzt. Wie fühlt sich das an?
HOFMANN: Es ist eine tolle Abwechslung. Und für die Gäste ist es spannend zu sehen, wie eine Zeitung entsteht. Super, dass die AZ das bei uns macht.
Was erwarten Sie sich von dieser Woche?
Interessante Gespräche und Veranstaltungen. Dass auch Politiker hier sind und mit den Bürgern locker reden, finde ich gut. So kann Politik transparenter werden.
Was ist das Ringelnatz für ein Lokal?
Das Ringelnatz gibt es seit 2003 und ist eine Art Gegenentwurf zu den vielen Coffeeshops in dieser Gegend. Es hat das Flair eines Wiener oder Pariser Cafés und soll vor allem die Leute ansprechen, die hier wohnen. Auch viele Künstler kommen gerne hierher.
Welche Entwicklung hat Schwabing in den letzten Jahren genommen?
Ein riesen Problem ist die Spekulation mit Wohnraum, der viele Schwabinger ausgeliefert sind. Die Stadt hat zwar einiges ausprobiert, was man dagegen machen kann, aber nicht konsequent genug.
Was könnte man tun?
Zum Beispiel Erhaltungssatzungen schaffen, um Straßenzüge zu schützen. Dass die Stadt Häuser und Grund verkauft, halte ich auch für falsch. Das ist wertvolles Kapital, das man nicht aufgeben sollte. Auf der anderen Seite gibt es auch positive Entwicklungen. Hier in der Gegend um die Münchner Freiheit tut sich kulturell eine Menge. Natürlich, es gibt immer genug Verrückte, die etwas auf die Beine stellen. In Schwabing wird oft die Vergangenheit verklärt, aber auch die Gegenwart bietet heute wieder viel, Theater, Lokale kleine Läden, Kioske, wo sich Leute treffen. Dort überall gibt es das Schwabinger Gefühl.
Worin besteht dieses Gefühl für Sie?
Es ist diese Mischung aus luxuriös und grattlig, die mir gefällt.