"Ein Freundschaftsprojekt, das gut zusammenpasst"

Die Abendzeitung und das Magazin "Mucbook" gehen ab sofort eine Kooperation ein. Hier erklären die Chefredakteure, wie sie funktioniert – und wie sie München betrachten.
von  Interview: Michael Burner
"Mucbook"-Chef Marco Eisenack (links) und Michael Schilling von der AZ im "Mucbook"-Büro im Ruffini-Haus.
"Mucbook"-Chef Marco Eisenack (links) und Michael Schilling von der AZ im "Mucbook"-Büro im Ruffini-Haus. © Patrizia Anderl

Die Abendzeitung und das Magazin "Mucbook" gehen ab sofort eine Kooperation ein. Hier erklären die Chefs, wie sie funktioniert – und wie sie München betrachten.

München - München bewegt sich. Wohnungsmarkt, Gastronomie, Kultur und Subkultur: Die Stadt verändert sich mit zunehmender Geschwindigkeit – und erfindet sich dabei immer wieder neu.

Um weiterhin am Puls der Zeit zu bleiben und einen noch schärferen Einblick in alle Bereiche des kreativen Münchner Kulturlebens zu bekommen, geht die Abendzeitung künftig eine Freundschaft mit dem jungen Kreativmagazin "Mucbook" ein.

Was es mit der neuen München-Bande auf sich hat, erklären AZ-Chefredakteur Michael Schilling und Mucbook-Gründer Marco Eisenack im Interview.

AZ: Herr Eisenack, wenn Sie Ihr Magazin "Mucbook" mit drei Adjektiven erklären müssten, welche wären das?
MARCO EISENACK: Echt. Leidenschaftlich. Überraschend.

Und die drei Adjektive für die Abendzeitung, Herr Schilling?
MICHAEL SCHILLING: Münchnerisch-urban. Kritisch-liberal. Frech-charmant.

Wo liegen da die Schnittmengen für eine gemeinsame Kooperation?
SCHILLING: Zunächst einmal ist das "Mucbook" sehr munter, bunt und kreativ gemacht – und hat damit eine Zielgruppe, die sicherlich auch Teil unserer Zielgruppe ist. Hier vereinen wir Leser, die die Stadt nicht nur genießen, sondern auch gestalten möchten.

EISENACK: Wenn man sich anschaut, wie schnell sich der Journalismus, der Boulevard, verändert, ist es bemerkenswert, wie sich die Abendzeitung nach wie vor auf dem Markt behauptet. Die AZ und "Mucbook", das passt als Freundschaftsprojekt sehr gut zusammen, weil wir uns perfekt ergänzen. "Mucbook" bringt zeitlose Geschichten hauptsächlich aus der Kreativwirtschaft und Künstlerszene mit. Die AZ hingegen deckt den Lebensbereich der Münchner insgesamt ab – und das vor allem tagesaktuell. Eine hervorragende Mischung.

Online-Voting: Wer soll in die nächste Runde?

Wie soll die Kooperation zwischen AZ und "Mucbook" inhaltlich aussehen?
EISENACK: "Mucbook" wird künftig bei jeder Neuerscheinung als Leseprobe in der Abendzeitung beiliegen. Jeder AZ-Leser kommt damit kostenlos in den Genuss aktueller "Mucbook"-Inhalte. Darüber hinaus werden wir auf "mucbook.de" ein München-Fenster einbauen, in dem die aktuellen Stadtnachrichten der Abendzeitung einlaufen.

SCHILLING: Auch wir werden den aktuellen Tagestipp von Mucbook auf az-muenchen.de präsentieren. Inhaltlich versuchen wir auch, die Gastrobereiche Copy Kitchen von "Mucbook" und unsere gAZtro-Rubrik in der AZ zu verzahnen. Wir versuchen, Bereiche zusammenzuführen, die lebenslustige und kulturoffene Münchner interessant finden. Das kann künftig in Form von Pop-up-Diskussionen, Podcasts oder gemeinsamen Kulturveranstaltungen der Abendzeitung mit "Mucbook" passieren.

Der Münchner hat gelernt, seine Stadt einzuordnen

Was ist Ihr Lieblingsaspekt an München?
EISENACK: Dass die Stadt das Prinzip Leben und leben lassen auch in diesen stürmischen Zeiten auf ganz wunderbare Weise umsetzt. In der Flüchtlingsdramatik im Herbst 2015 hat man gesehen, wie in München das Prinzip Liberalität funktioniert.

SCHILLING: Für mich ist es: die Gelassenheit. München ist sich bewusst, dass hier nicht die Spitze des Zeitgeistes geformt werden muss. Hippe Trends oder solche, die es gern wären, setzen andere Städte. Entsprechend macht sich der Münchner locker – und hat gelernt, seine Stadt einzuordnen.

Gibt’s ein München-Klischee, das Sie gerne aus der Welt schaffen würden?
SCHILLING: Am liebsten zwei. Zum einen: die Weltstadt mit Herz. Die Münchner haben Herz, unbestritten. Aber sie leben ehrlicherweise nicht in einer Weltstadt. Das zweite ist das Klischee der Schickeria. Die existiert als glitzernde Bussi-Bussi-Gesellschaft heute so nicht mehr. Die Schickeria ist jetzt nur noch ein FC-Bayern-Fanclub gleichen Namens.

Eine Gretchenfrage: Lieber Schwabing oder Glockenbach?

EISENACK: Ich weiß nicht, ob sich das noch groß unterscheidet. Beide Viertel rufen inzwischen ähnliche Preise auf. Ich würde daher klar für Westend plädieren – wo "Mucbook" seinen Hauptsitz hat (lacht).

SCHILLING: Persönlich habe ich die Frage bei meinem letzten Umzug mit Schlachthofviertel beantwortet. Und generell sind wir Münchner Medienmacher gut beraten, uns bewusst zu machen, dass es eben auch Giesing gibt, Allach, Ramersdorf und das Hasenbergl. Auch dort leben unsere Leser und Interessenten. Das heißt: Wir müssen raus aus diesem In-Viertel-Elfenbeinturm, wenn wir an München denken. Und nah ran an die Menschen.

Große Münchner? Einstein, Fischer – und Helmut Dietl

Welche ist die größte Persönlichkeit, die München je hervorgebracht hat?
EISENACK: Da gibt’s ja richtig viele. Aber eine Person, an die man viel zu wenig erinnert, ist Albert Einstein. Wenn man bedenkt, dass er hier seine Schulzeit hatte, ist das kleine Schild in der Adlzreiterstraße relativ wenig für so eine große Persönlichkeit.

SCHILLING: Wenn man überlegt, wer verkörpert München am besten, dann bin ich bei Helmut Fischer. Wenn es darum geht, wer die besten Geschichten über die Stadt erzählt hat, dann ist es Helmut Dietl. Er hat es wie kein Zweiter geschafft, München einen Spiegel vorzuhalten – und das auf eine hintersinnige, charmante, eben ganz münchnerische Art.


Die Leseprobe der neuen "Mucbook"-Ausgabe ist der aktuellen AZ-Wochenendausgabe beigelegt.

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