Eifersuchtsdrama vor Gericht: Mordversuch aus Liebe
MÜNCHEN - Die 21-jährige AngeklagteMichaela Y. rastet aus, weil ihr Ehemann (26) nach der Trennung eine neue Freundin hat. Zu einer Aussprache nimmt sie ein Küchenmesser mit – und sticht auf ihn ein.
Schwarze Haare, braune Augen, zierliche Figur, gewählte Aussprache – die ehemalige Kunstschülerin Michaela Y. (21) macht gestern vor Gericht nicht den Eindruck, als ob sie gewalttätig werden könnte.
Staatsanwalt Laurent Lafleur hat ein anderes Bild von der Angeklagten. Er hat sie wegen versuchten Mordes an ihrem Ehemann Bertan Y. (26) vor der Münchner Jugendstrafkammer angeklagt: „Sie hat versucht, einen Menschen heimtückisch zu töten.“
Es passierte am 8. November 2008, gegen 17.20 Uhr, an der Ecke Herzogspital- und Sonnenstraße. Die beiden leben seit April 2008 getrennt, sie treffen sich zu einer Aussprache. Michaela Y. nimmt zum Treffen ein Küchenmesser (Klingenlänge 10 Zentimeter) mit und steckt es in ihren Stiefel. Laut Anklage zieht sie im Streitgespräch das Messer, sticht auf ihren fliehenden Ehemann ein, verletzt ihn am Rücken und an der Hand. In der Sonnenstraße wendet sich der verletzte Bertan Y. an Polizeibeamte, die für die Sicherheit bei einer Demo sorgten. Am 11. November wird Michaela Y. festgenommen. Sie gibt die Tat zu: „Ich wollte ihn aber nicht verletzen.“
Durch eine Freundin lernte sie den arbeitslosen Türken kennen. Die Beziehung war von Anfang an durch Gewalt und Drogenmissbrauch geprägt. „Er hat mich wegen Nichtigkeiten geschlagen. Wenn ich leicht bekleidet war oder so. Ich dachte, er ist Türke und ich habe seinen Stolz verletzt. Ein paar blaue Augen sind aber nicht so dramatisch“, sagte Michaela Y. zur Verwunderung der Prozessbeteiligten. Weiter sagte sie: „Ich habe gehofft, dass er mit der Zeit damit aufhört.“
2006 heiraten sie, nachdem Michaela Y. weiß, dass sie schwanger ist. Am 16. Juni 2007 kommt ihr Sohn zur Welt. „Als das Kind da war, gab es keine Gewalt mehr“, sagt die Angeklagte. Doch kurze Zeit später gibt es wieder Streitereien. Michaela Y. wehrt sich nun: „Er hatte mich an der Gurgel. Ich griff nach einem Schraubenzieher, drohte damit. Da ließ er ab.“ Oft kommt die Polizei. Die Strafanzeigen nehmen entweder sie oder er nach kurzer Zeit zurück.
Zuletzt lebte Andrea Y. mit ihrem Sohn, der derzeit in einemHeim lebt, allein von Kindergeld und Sozialhilfe. Als sie erfuhr, dass Bertan eine Neue hatte, rastete sie aus. Verteidiger Peter Pospisil: „Ihr Mann hat ihr längst verziehen. Er kam sogar mit ihr in meine Kanzlei und will nicht, dass sie bestraft wird.“ Der Prozess dauert an.
Torsten Huber
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