Ehrenmord an jungem Türken nach 23 Jahren geklärt
MÜNCHEN - Es war ein grausames Verbrechen, verübt aus Rache: Weil Cavus Ü. (26) eine Geliebte hatte, wurde er von seiner eigenen Familie ermordet. Sein Cousin und dessen Bruder lockten den ahnungslosen Bauarbeiter in eine Falle.
Cavus Ü. hatte eine Frau aus seiner alten Heimat, der Stadt Yozgat in Zentralanatolien, geheiratet und sie nach München geholt. Doch die Beziehung hielt nicht lange. Cavus Ü. lernte eine andere Frau kennen und zog zu seiner Geliebten. In den Augen seiner traditionsbewussten Verwandtschaft ein unverzeihliches Verhalten, eine schlimme Verletzung der Familienehre.
Die Frau von Cavus Ü. verübte Selbstmord. „Sie kam mit der Schande nicht zurecht“, erzählen Verwandte. Das sollte nicht ungesühnt bleiben: Am 15. Dezember 1986 lockten die mutmaßlichen Täter, ein Cousin und dessen Bruder, Cavus Ü. in eine Falle. Sie fuhren mit ihm in seinem Auto in den Taufkirchner Forst. Dort würgten sie Cavus Ü. und schlugen ihm den Schädel ein. Den Wagen samt Leiche ließen die Täter im Wald und flüchteten.
Ein Jäger stieß auf das Auto. Die Tür stand offen. Doch der Mann dachte zunächst an ein Liebespaar, das ungestört sein wollte und kümmerte sich deshalb nicht weiter um die Sache. Als er nach einer halben Stunde wieder an der Stelle vorbei kam und das Auto noch immer auf dem Waldweg stand, sah er hinein. Im Inneren lag die blutüberströmte Leiche von Cavus Ü.
Die Münchner Mordkommission übernahm die Ermittlungen. Schnell kam den Fahndern der Verdacht, dass der Täter zu der türkischen Großfamilie gehört. Der damals 37-jährige Cousin des Toten zählte zu den Hauptverdächtigen. Doch beweisen ließ sich dem Maurer nichts. Der Fall blieb ungeklärt. 1991 wurde der Mord noch einmal aufgerollt, sämtliche am Tatort sichergestellten Spuren und Indizien noch einmal überprüft und ausgewertet.
Doch erst zum Beginn dieses Jahres gelang einem der Mordermittler der entscheidende Durchbruch. Eine DNA-Spur führte direkt zu dem inzwischen 59-jährigen Cousin. Er sitzt bereits wegen einer anderen Straftat im Gefängnis. Gegen ihn und seinen Bruder, einem heute 56-jährige Putzmann, erging Haftbefehl wegen Mordes.
Ralph Hub
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