Ehefrau vors Auto gerollt: Lehrer vor Gericht
MÜNCHEN - Drei kleine Kinder, eine pflegebedürftige Ehefrau und der Job – da drehte Pieter V. (28) durch. Laut Anklage soll der Mathematiklehrer mit Absicht den Rollstuhl seiner Frau vor ein langsam fahrendes Zivilfahrzeug der Polizei gerollt haben.
Die Ehefrau Jonna (26) kippte dabei aus ihrem Stuhl, kam aber zum Glück mit Prellungen und Schürfwunden davon. Seit Montag muss sich Pieter V., der in U-Haft sitzt, wegen gefährlicher Körperverletzung vor einem Schöffengericht verantworten.
„Ich war völlig fertig. Ich wusste nicht, wie ich alles schaffen sollte“, sagte der Angeklagte. Seine Ehefrau, die mit den Kindern jetzt in ihrer Heimat in Finnland lebt und die Scheidung eingereicht hat, erkrankte im Januar 2007 während der Schwangerschaft mit ihrem dritten Kind an Neuromyelitis Optica, die in den Symptomen einer multiplen Sklerose ähnlich ist.
„Sie lag nur im Bett, konnte sich nicht mehr kontrollieren. Unser Sohn musste deshalb im Mai 2007 früher auf die Welt geholt werden.“ Pieter V. stand zunächst alleine da: „Ich habe keine Nacht durchgeschlafen, musste auch sehen, dass wir eine behindertengerechte Wohnung bekommen. Dann kam noch der Job dazu.“
Das Kindermädchen war anscheinend auch keine große Hilfe: „Sie hat bei uns gewohnt. Ich habe erst später erfahren, dass sie an Bulimie litt. Ich musste mich dann auch noch um sie kümmern.“
Der Ausraster passierte schließlich am 30. Juli 2008 gegen 15.10 Uhr: In der Nähe des Westparks soll der Angeklagte den Rollstuhl seiner Frau vor das zivile Polizeiauto geschoben haben. Die älteste Tochter (5) musste alles mitansehen. Passanten hatten damals die Polizei alarmiert, weil er seine Frau zuvor absichtlich gegen eine Ampel geschoben haben soll. Laut Anklage habe er seine Frau auch geschlagen, weil sie nicht mit ihm schlafen wollte.
Der Prozess dauert an.