Ehefrau vergewaltigt: Täter weint vor Gericht
Physiotherapeut (43) muss für fünf Jahre ins Gefängnis und 5000 Euro Schmerzensgeld zahlen – ein Viertel aller Vergewaltigungen in München werden vom Freund oder Ehemann begangen.
MÜNCHEN Nach vorne gebeugt, den Blick am Boden, schluchzend und mit gebrochener Stimme erklärt er vor Gericht: „Was ich getan habe, ist unverzeihlich.“ Zbigniew G. (43) bittet seine Frau Anna (39) um „Entschuldigung“.
Ihr Mann hatte die 39-Jährige fünf Mal in der ehelichen Wohnung in Aschheim vergewaltigt – während die beiden Töchter (7, 10) in ihrem Kinderzimmer schliefen. Der arbeitslose Physiotherapeut wird fünf Jahre dafür ins Gefängnis gehen und seiner Frau 5000 Euro Schmerzensgeld zahlen. Die hat inzwischen die Scheidung eingereicht.
Die Ehe kriselte bereits vorher. Zbigniew G. soll eine Affäre gehabt haben, leugnete dies aber stets. Seit das Gerücht aufkam, wollte er aber wieder mehr Sex – selbst, wenn sich das Paar zuvor gestritten hatte. Auch Schläge habe es immer wieder gegeben, berichtet Anna G. bei der Polizei. Es stand im Raum, ob er auszieht. „Das habe ich aber nicht ernst genommen“, sagt Zbigniew G. gestern.
An einem Märzabend eskaliert die Situation. Die Kinder schlafen. Er will Sex. Sie weigert sich. Er reißt ihr die Pyjamahose runter. Sie wehrt sich heftig, ist ihrem Mann aber körperlich unterlegen. Als sie um Hilfe schreit, hält er ihr den Mund zu und vergewaltigt sie immer wieder, über zwei Stunden. Am Ende ist ihr Körper übersät mit Blutergüssen. Das ist erst der Anfang. Am nächsten Morgen und in den kommenden Wochen wiederholt sich das brutale Geschehen vier Mal. Am 12. April verständigt die 39-Jährige endlich die Polizei. Ihr Mann wird festgenommen.
Erst seit 1997 ist Vergewaltigung in der Ehe ein Straftatbestand, der mit bis zu 15 Jahren Gefängnis bestraft werden kann. Zuvor konnten die Täter nur wegen Nötigung und Körperverletzung verurteilt werden. Nach der Verabschiedung des Gesetzes stieg die Zahl der in Bayern angezeigten Vergewaltigungen in der Ehe sprunghaft von 0 (1996) auf 27 (1997), dann 111 (1998).
In München schwankt die Zahl der angezeigten Vergewaltigungen seit zehn Jahren zwischen 172 und 264 Fällen. Seit Verabschiedung des Gesetzes registriert die Polizei, dass dabei zwischen 20 und 25 Prozent der Frauen vom Partner vergewaltigt wurden. 2009: 26 der insgesamt 221 Vergewaltigungen durch den Ehemann, 23 durch den Lebensgefährten. John Schneider
- Themen:
- Polizei