Ehe-Drama endet in Schießerei
Ein 37-Jähriger droht, sich und seine Ex zu töten. Ein Freund will ihn überwältigen – dann fällt ein Schuss.
München - Mahmut T. (47) ist ein mutiger Mann. Als sein Spezl Soydan Y. (37) mit einer Pistole auf ihn losging, versuchte er trotzdem, den Rasenden zu überwältigen. Soydan Y. hatte seine Ex-Frau in seine Gewalt gebracht und bedroht. Seit gestern steht er vor Gericht. Wegen Freiheitsberaubung und gefährlicher Körperverletzung. Er hatte seine Ex misshandelt – und ihrem mutigen Retter ins Bein geschossen.
Aber von Anfang an: Die Ehe von Soydan und seiner Frau Aishe (25, Name geändert) war gescheitert. Man traf sich trotzdem weiter. Auch nach der Scheidung im Oktober 2011. Am 20. Dezember soll Aishe dann endgültig Schluss gemacht haben. Drei Tage später habe Soydan Y. dann gegenüber einer Bekannten gedroht, seine Ex-Frau und sich selber umzubringen.
Wiederum drei Tage später, am zweiten Weihnachtstag, bekam er dazu die Gelegenheit: Aishe kam nachmittags zu ihm in die Schwabinger Wohnung, um einen Brief abzuholen. Es kam wieder zum Streit. Aishe erklärte, dass sie nichts mehr mit ihm zu tun haben wolle. Sie wollte die Wohnung verlassen. Doch ihr Ex blockierte die Tür.
Das Drama nimmt seinen Lauf: Soydan Y. fasst der 25-Jährigen ins Gesicht. Und zwar so grob, dass sie keine Luft mehr bekommt. Der rasende Mann schleift seine Ex-Frau an den Haaren durch die Wohnung und schreit, dass er sie umbringen würde. Er hält ihr eine Pistole an den Kopf. Aishe ist in Todesangst.
Doch noch schießt Soydan Y. nicht. Stattdessen ruft er Verwandte und Freunde an und kündigt einen erweiterten Suizid an: Er wolle sich und seine Ex töten.
Eine dieser Nachrichten erreicht Mahmut T., der daraufhin sofort nach Schwabing fährt und die Tür der Wohnung einschlägt. Er sieht, wie sein Freund einen Arm um Aishes Hals geschlungen hat, in der anderen Hand hält er die Pistole. Mahmut T. versucht, ihm die Waffe abzunehmen, geht auf ihn zu. Sein Freund schießt. Die Kugel durchschlägt Mahmuts Wade.
„Die Wunde ist gut verheilt“, sagte Mahmut T. gestern und lächelte. Trotz seiner Verletzung war es ihm gelungen, seinen Freund zu überwältigen. Groll scheint er keinen zu hegen. Was ihm aber in Erinnerung geblieben ist, sind die unheimlichen, leeren Augen seines Freundes: „Das waren nur noch Höhlen.“
Der Prozess wird fortgesetzt.
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