„Du Hure!“ - Eklat nach Krailling-Prozess

Bei ihrem Minuten-Auftritt vor Gericht will die Ehefrau des Angeklagten im Mordfall Krailling, Ursula S., nichts sagen. Sie gibt aber gleich danach gerne ein Interview.
von  Thomas Gautier
Seine Noch-Frau Ursula S. würdigte ihn vor Gericht keines Blickes und wollte nichts sagen - später gab sie dann aber ein Exklusiv-Interview.
Seine Noch-Frau Ursula S. würdigte ihn vor Gericht keines Blickes und wollte nichts sagen - später gab sie dann aber ein Exklusiv-Interview. © D. Loeper

Bei ihrem Minuten-Auftritt vor Gericht will die Ehefrau des Angeklagten im Mordfall Krailling, Ursula S., nichts sagen. Sie gibt aber gleich danach gerne ein Interview – das regt ihre Cousine auf

München -  Ihr Auftritt dauert nur fünf Minuten. Ursula S. (45) stapft am Donnerstag strengen Schrittes in den Schwurgerichtssaal des Landgerichts, Lippen gepresst, Augen geradeaus. Sie setzt sich auf den Zeugenstuhl, spricht angeregt mit ihrem Anwalt oder starrt nach vorn.

Der Richter belehrt sie: Als Ehefrau des Angeklagten müsse sie keine Angaben machen. Wolle Sie denn reden? Nein, sagt Ursula S. Dann wird sie entlassen. Ihren (Noch-)Ehemann Thomas, der die gemeinsamen Nichten Chiara (†8) und Sharon (†11) ermordet haben soll, würdigt sie keines Blickes. Sie hat auch schon die Scheidung eingereicht.

Für Ursula S. ist dieser Gerichtstag vorbei. Doch draußen wartet noch eine Abrechnung auf sie. Nach dem Auftritt der Tante der toten Mädchen vertagt sich das Gericht. Journalisten plaudern vorm Saal A 101 mit Anwälten und Anklage, die Zuschauer teilen ihre Ansichten untereinander. Was kaum einer sieht: Ursula S. steht 100 Meter entfernt, direkt vor dem Landgericht an der Nymphenburger Straße. Vor ihr: Ein Kamerateam von RTL. Ursula S. gibt ein Exklusiv-Interview.

Plötzlich steht eine junge Frau vor ihr. Ursula S. erkennt sie gleich – es ist ihre Cousine. „Hallo Steffi“, sagt sie und lächelt. Doch die zeigt ihr den Mittelfinger. „Schäm dich!“, ruft sie mit schriller, zitternder Stimme.

Ursula S. weicht aus – doch die Cousine lässt nicht locker: „Du Prostituierte. Stehst da in deinem Mini-Röckchen, erzählst alles! Du verkaufst dich!“ Ursula S. dreht sich weg, vergräbt ihr Gesicht in den Händen: „Das stimmt nicht“, sagt sie in verzweifeltem Ton. Viele in der Familie sind nicht gut auf Ursula S. zu sprechen – „unter Eid will sie nichts sagen“, schimpft ihre Cousine nach dem Eklat. „Aber für Geld erzählt sie gerne alles.“

Es ist tatsächlich nicht das erste Mal, dass Ursula S. vor die Medien tritt. Mitte Juni 2011 erschien im „Stern“ ein Interview. Laut ihrem Onkel Gerhard S., der gestern vor Gericht aussagte, bekam sie dafür 20 000 Euro. Die Familie sei entsetzt gewesen. „Sie meinte nur, sie brauche Geld.“

Vor einigen Tagen sprach Ursula S. mit RTL über ihr Leben nach dem Mord – und sagte Sätze wie: „Ich hab' Angst, dass er (ihr Ehemann Thomas S., Anm. der Redaktion) mich umbringt.“ Oder: „Wenn er jemals wieder auf freien Fuß kommt, habe ich immer den Gedanken, er bringt die Kinder wie auch mich um aus Rache.“ Sätze, die Emotionen schüren. Diesmal in der Familie.

 

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