Dritte Startbahn? - "Zur Not anketten!"

Der Bau der dritten Startbahn bedroht Attaching. Die grüne Fraktionschefin macht hier Stimmung gegen den Ausbau, der Familien auseinander reißen könnte.
Jasmin Menrad |
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Bedrohter Ort: In Attaching atmen jetzt viele auf. Vorerst.
Petra Schramek 4 Bedrohter Ort: In Attaching atmen jetzt viele auf. Vorerst.
Startbahngegner zeigen Margarete Bause (Grüne) das bedrohte Erdinger Moos bei Attaching.
Petra Schramek 4 Startbahngegner zeigen Margarete Bause (Grüne) das bedrohte Erdinger Moos bei Attaching.
Dorf-Idylle: Auch die Kirche stellt sich auf die Seite der Betroffenen.
Petra Schramek 4 Dorf-Idylle: Auch die Kirche stellt sich auf die Seite der Betroffenen.
Der Attachinger Adalbert Alschinger will weiter kämpfen.
Petra Schramek 4 Der Attachinger Adalbert Alschinger will weiter kämpfen.
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Der Bau der dritten Startbahn bedroht die Ortschaft Attaching. Die grüne Fraktionschefin macht hier Stimmung gegen den Ausbau, der Familien auseinander reißen könnte

Attaching - Der Bauer wusste gar nicht, dass das kleine Stück Land mit dem Feldweg noch zu seinem Grundstück gehört. Bis die Flughafengesellschaft (FMG) ihn anschrieb. Trotzig lehnte er ab und schenkte dem Bund Naturschutz die Wiese.

Dort wurde ein großes Kreuz errichtet, ein Mahnmal. Das Holz hat ein CSUler gestiftet, zusammengeschraubt hat es ein Bio-Bauer. Es steht 20 Meter vom westlichen Ende der geplanten 4000 Meter langen Startbahn. Hinter dem Kreuz sieht man den Ortsrand von Attaching. Geht’s nach der FMG, sollen Flugzeuge im 15 Grad Winkel über das Kreuz hinweg starten. Über Attaching würden sie in einer Höhe von fünfzig bis achtzig Metern donnern. Rund 390000 Flieger landeten und starteten hier im vergangenen Jahr – bis 2025 sollen es 590000 sein.

Am Freitag ist die grüne Fraktionsvorsitzende Margarete Bause ins 1000-Einwohner-Dorf gekommen, um sich einen Überblick vor Ort zu verschaffen. „Der Flughafenausbau ist ein Symbol für eine verfehlte Infrastrukturpolitik. Im 21. Jahrhundert muss man andere Lösungen finden“, meint Bause.

Die Einwohner gehen emotionaler mit dem Thema um. Adalbert Alschinger etwa, er ist 71 Jahre alt. Sein Haus soll dem Flughafen weichen. „Ich bekomme von denen nicht genug Geld, um mir nochmal so ein Haus zu bauen“, schimpft der Rentner.

1945 kam der Sudetendeutsche nach Attaching. Er baute fast in Eigenregie. Kein Problem für den gelernten Maurer. Seine ganze Familie lebt hier: die Tochter, die Schwestern und der Bruder. Seine Tochter und sein Bruder sollen wie er dem Fortschritt weichen. Die Schwestern dürfen bleiben. Das reißt die Familie auseinander.

Deshalb hat Alschinger auch – eine Protestaktion während der Wiesn – den Trachtenzug vom Oktoberfest mit gestoppt. Auf die Straße setzen konnte er sich nicht – wegen der Knie. Er ist stehen geblieben, seine Frau saß auf dem nassen Boden.

Wenn der Föhn von Süden kommt, riecht man das Kerosin. Warum die Attachinger überhaupt kämpfen? Ihnen geht es um die gewachsenen Strukturen: Vereine wie die Grizzlies, die Baseballer aus Freising, die hier auf dem Sportplatz trainieren. Oder die Vorfahren, die auf dem Attachinger Friedhof begraben sind.

Wenn die Bagger anrollen, werden sie sich anketten lassen. Doch jetzt hoffen sie erst mal auf die Solidarität der Münchner – beim Bürgerentscheid.

 

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