Dreck, Lärm, Gestank: Angst im Bayerischen Hof
Hotel-Chefin Innegrit Volkhardt klagt vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof gegen die Belastungen beim Bau der zweiten S-Bahnröhre – und findet mit der Bahn tatsächlich eine Einigung.
MÜNCHEN Im schwarzen Hosenanzug und in Lederstiefeln eilt Hotel-Chefin Innegrit Volkhardt in den Sitzungssaal 3 des Bayerischen Verwaltungsgerichts (VGH). Sie sortiert Aktenordner, studiert noch schnell ein paar Schriftsätze.
Für die Chefin vom Bayerischen Hof am Promenadeplatz geht es um die Zukunft ihrer Luxus-Herberge. Mit dem geplanten Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke in unmittelbarer Nachbarschaft droht Ärger, Lärm, Dreck und Gestank – in dem 5-Sterne-Hotel geht die Angst um. Gäste könnten stornieren oder die Unterkunft wechseln. „Ich muss meine Buchungen im Voraus planen. Wenn Staatsbesuche kommen, dann darf der Promenadeplatz nicht plötzlich gesperrt und von Baufahrzeugen zugeparkt sein“, mahnt die Hotelchefin, die von den Anwälten Stefanie Rabenau und Thomas van der Heide unterstützt wird.
Betonteile kommen über den Promenadeplatz
Das Verfahren gegen die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Bundesbahn soll zwei Punkte im Planfeststellungsbeschluss klären: terminliche Abstimmung der Lkw-Fahrten über den Promenadeplatz zum Bauloch Marienhof und einen besseren Schutz der Gäste vor Lärmemissionen. Projektleiter Albert Scheller und Anwalt Hartmut Heinrich verstehen die ganze Aufregung dagegen nicht: „Während der gesamten Bauzeit wird die Route über den Promenadeplatz nur vier Monate in Anspruch genommen.“
Baubeginn ist 2012. Bis 2018 sollen die Arbeiten für die zweite S-Bahnröhre abgeschlossen sein. Der Hauptbauverkehr von rund 200 Lastern täglich geht über die Dienerstraße Richtung Osten. Über Die West-Route Diener-, Schramm-, Maffeistraße und Promenadeplatz werden laut Scheller in der kurzen Phase „täglich nur sechs Speziallaster fahren.“ Die bringen Betonteile für die S-Bahnröhre. Um die Durchfahrt der überlangen Laster zu sichern, riegelt die Polizei den Promenadeplatz ab.
Hotel-Anwalt van der Heide fürchtet: „An dem Bau sind viele Subunternehmer beteiligt. Wenn die anstatt über die Ostroute über den Promenadeplatz donnern?“ Hotel-Chefin Volkhardt: „Gerade unsere amerikanischen Gäste sind sehr empfindlich. Die schlafen tagsüber.“
Die Röhrenplaner beruhigen: „Wir sind uns sicher, wenn Frau Volkhardt einen Betonmischer sieht, greift sie zum Telefon. Dann sorgen wir dafür, dass kein zweiter Laster dort entlang fährt.“ Scheller versprach auch, dass das Hotel termingerecht informiert wird, wann die Baufahrzeuge kommen, damit sie ihre Buchungen planen kann. Auch zum Thema Lärm fand man eine Lösung: Beim Überschreiten von 50 bis 60 Dezibel werden zusätzliche Schallschutzmaßnahmen getroffen. Volkhardt erleichtert: „Damit kann ich leben.“
T. Huber
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