Doping-Prozess: Bodybuiler handelten mit Anabolika
Doping-Prozess am Landgericht: Sieben Männer haben laut Anklage mit illegalen Anabolika in der Fitnessstudio-Szene gehandelt-
München Es war schon eine beeindruckende Menge an Muskelmasse, die da am Donnerstag durch die Türen des Gerichtssaals B 173 im Justizzentrum spazierte – auch wenn mutmaßlich nicht alle diese Muskeln auf legalem Weg aufgebaut wurden. Die Staatsanwaltschaft wirft den angeklagten Bodybuildern vor, Artzney zu Dopingzwecken im Sport in den Verkehr gebracht zu haben.
Es dürfte ein langwieriger Prozess werden. Sieben Angeklagte (im Alter zwischen 24 und 32 Jahren) und eine Anklageschrift, die auf 57 Seiten minuziös auflistet, wer wie an der Produktion und dem Handel mit Anabolika und Potenzmitteln beteiligt gewesen sein soll. Die Komplexität des Doping-Netzwerkes macht eine verfahrensabkürzende Absprache eher schwierig.
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Das weiß auch Anwalt Thomas Pfister. Sein Mandant Kevin W. (27) wird beschuldigt, von Februar 2012 bis Oktober 2013 unter anderem Testosteron-Ampullen gekauft und dann wieder an einen eigenen Kundenstamm verkauft zu haben.
Pfister: „Die Bodybuilder glaubten, dass sie mit ihrem Sport wesentlich gesünder lebten als der Rest der Bevölkerung.“ Beim Gebrauch von Anabolika hätten die Männer daher auch kein großes Unrechtsbewusstsein gehabt.
Vieles spricht dafür, dass die Angeklagten da schief gewickelt sind. Kevin W. hat das bereits zu spüren bekommen. Er sitzt seit über einem Jahr in U-Haft, hat Weihnachten zwei Mal im Knast feiern müssen. In einem vorausgegangenen Verfahren wurde ebenfalls in München gegen einen Anabolika-Händler eine Haftstrafe von fünf Jahren und drei Monaten ausgesprochen.
Der Mann hatte im Prozess schwunghaften Handel mit Muskelaufbaupräparaten gestanden. Er hatte 23 000 Ampullen mit verschiedenen Anabolikawirkstoffen für 332000 Euro verkauft. Der Hobby-Kampfsportler hatte zu diesem Zweck in Nordrhein-Westfalen auch ein geheimes Labor betrieben.
Sein Nachfolger im Anabolika-Handel wurde ebenfalls geschnappt und zu einer knapp fünfjährigen Haft verurteilt. Dieser hatte das illegale Geschäft mit Anabolika teilweise nach München verlagert.
Der jetzt in München angeklagte Bastian M. (31) betrieb laut Anklage ebenfalls ein eigenes Labor. Die Rohstoffe bezog er aus China und Indien. Das Anabolika, das der Kölner damit herstellte, brachte er mit Hilfe seiner „Reseller“ (Weiterverkäufer) wie Kevin W. in Umlauf. Auch in München fanden sich Abnehmer für die illegal gehandelten Artzney.
Der Prozess wird fortgesetzt.
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