DNA-Test bringt Gewissheit: Toter im Keller ist Otto B.

13 Jahre lang hing die Leiche des ehemaligen Bühnenmeisters (†67) unentdeckt hinter einer Backstube in Haidhausen: Ein DNA-Vergleich brachte nun den endgültigen Beweis.
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In diesem Keller wurde die Leiche gefunden
Nina Job In diesem Keller wurde die Leiche gefunden

13 Jahre lang hing die Leiche des ehemaligen Bühnenmeisters (†67) unentdeckt hinter einer Backstube in Haidhausen: Ein DNA-Vergleich brachte nun den endgültigen Beweis.

HAIDHAUSEN Es ist traurige Gewissheit: Bei der mumifizierten Leiche, die Anfang September bei Aufräumarbeiten in einem Keller in Haidhausen gefunden wurde, handelt es sich um die sterblichen Überreste von Otto B. (†76). Ein DNA-Abgleich mit dem genetischen Fingerabdruck seiner erwachsenen Tochter brachte „100-prozentige Sicherheit“, sagte Polizeisprecherin Claudia Haas am Donnerstag.

Otto B. hatte sich vor 13 Jahren von seiner Frau Erna verabschiedet: „Er wollte sich auf der Wiesn mit seinen früheren Arbeitskollegen vom Theater treffen.“ Doch auf dem Oktoberfest kam der frühere Bühnenmeister nie an. Seine Frau dachte, er sei einem Verbrechen zum Opfer gefallen. Erst jetzt löste sich das Rätsel seines Verschwindens: Otto B. beging im Keller Selbstmord. „Ich verstehe das nicht“, sagte seine Witwe der AZ.

Erna B. (80) erinnert sich genau an den letzten Wiesnsonntag 1996. Sie schlief etwas länger, weil sie am Vortag allein das Treppenhaus des 16-Parteien-Hauses geputzt hatte. Ihr Mann Otto war Hausmeister, doch er konnte ihr nicht helfen. Der starke Raucher war sehr krank: Der 76-Jährige hatte Prostatakrebs und litt unter starken Schmerzen an den Bandscheiben.

Am 6. Oktober weckte Otto B. seine Frau und sagte ihr, dass er nun in die Ochsenbraterei gehen werde. Als Erna B. aufstand, war er bereits weg. Otto B. hatte noch den Kaffeetisch für beide gedeckt – ein letzter Gruß. „Der Kaffee in der Thermoskanne war noch warm“, sagt die Witwe. Einen Brief oder irgendeinen Hinweis darauf, was er vorhatte, gab Otto B. seiner Frau nicht. „Da schläft man zusammen in einem Bett und weiß nicht, was der andere denkt. Ich wusste, dass er sehr krank war und dass er nie zum Arzt gehen wollte, doch ich hatte keine Ahnung“, sagt die 80-Jährige.

Otto B. hatte als Hausmeister einen Generalschlüssel. Er ging in den verwinkelten Keller hinunter und dort in einen Duschraum hinter einer seit vielen Jahren stillgelegten Backstube. Die Tür ließ sich nur mit seinem Schlüssel öffnen. Dort erhängte er sich.

Obwohl Polizisten mit einem Hund wenig später im Keller nach dem Verschwundenen suchten, fanden sie ihn nicht. 13 Jahre blieb die Leiche unentdeckt. Die Witwe wohnte all die Jahre über ihrem toten Mann. Erst als die neue Besitzerin im Keller aufräumte, kam alles ans Licht.

Erna B. schöpfte noch einmal Hoffnung, dass der Tote nicht ihr Mann sei. Denn sie erkannte weder die Uhr noch die Kleidung und die roten Schuhe des Toten wieder. Doch der DNA-Test schließt alle Zweifel aus. Erna B.: „Ich kann es mir so erklären, dass er Angst hatte, so zu enden wie sein Vater. Er war auch sehr krank und starb in Ottos Armen.“

Erna und Otto B.’s erwachsene Kinder werden nun die Beerdigung vorbereiten – 13 Jahre nach dem Tod ihres Vaters. Nina Job

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